Teil 6 meines REHA-Tagebuchs
… voll war dieser Tag. Wahrscheinlich werden, wenn ich wieder in Berlin bin meine Freunde an mir vorbeilaufen und sich fragen, wer diese Frau mit den toll definierten Muskeln ist 😉 Wie gut, dass ich die Nacht davor sage und schreibe 12 Stunden geschlafen hatte!
Aber erst mal ging es ganz sachte los. Am Tisch saß nur der Sportler , manchmal frage ich mich, wann er wohl den ganzenen Sport macht. Ich habe den Eindruck, er sitzt immer am Tisch und vertilgt das halbe Buffett allein. Okay, die Muskeln brauchen Nahrung und außerdem ist er ein Turm, mit meinen 169 stolzen Zentimetern komme ich mir daneben immer vor, wie ein zartes Elflein, wovon ich (leider) in Wirklichkeit sehr weit entfernt bin. Es saß als ich kam und als ich ging immer noch.
Ich eilte dann zu meinem ersten Vortrag, zum Glück ist es hier überall ziemlich kalt, sonst hätte Lummerland vermutlich sehr laut gerufen. Denn es ging um Rentenversicherung, Krankenkasse u.s.w. alles für mich von null Interesse, für Beamte gilt das ja alles nicht. Auf meine Frage, wie es denn damit bei Beamten stehe, erntete ich einen mißbilligenden Blick und die Antwort: „Na, Sie müssen sich da doch keine Sorgen machen“. „Schön“, sagte ich, „dass Sie keine Vorurteile haben“. „Ich bin seit über 30 Jahren Beamtin und dies ist meine allererste bezahlte REHA und meine tolle Wirbelsäule habe ich seit meinem zehnten Lebensjahr“ Gedacht habe ich dann noch, dass due meisten Leute hier hingegen ganz regelmäßig ihre REHA bekommen.
Aber egal, meine Ärger konnte ich dann umgehend im Fitnessstudio loswerden, obwohl schon seit heute früh wurmt mich, dass der Sportler gesagt hat, die eine Stunde bringe doch nichts, ich müsste nicht nur die Übungen dreimal machen, sondern jedes Gerät dreimal (also insgesamt jede Übung neunmal). Aber auch egal, gegen meine Verstimmung half es.
Anschließend hatte ich eine Teilmassage bei einer sehr großen und starken Frau, aber mit erstaunlich sanften Händen. Nach dem Mittag (der Sportler saß als ich kam und ging), dass ziemlich schrecklich schmeckte, trotzdem ich Königsberger Klopse eigentlich liebe. Aber sie sind derzeit wohl verflucht, meine Selbstgemachten neulich waren, glaube ich, noch scheußlicher. Nun folgte ein weiterer Vortrag „Stress und Stressbewältigung“, bitte denkt dran, wenn ihr vor einer wichtigen Prüfung aufgeregt seid, stellt euch 5 Klänge vor, dann wird alles gut, ganz bestimmt.
Bewegungsbad mag ich und ich hatte sogar Einzeltherapie, die war echt toll. Das einzige Problem, ich konnte nicht, wie ich mir fest vorgenommen hatte, meine Haare vor Nässe schützen, sondern musste Rückenschwimmen. Prima, nur ein Problem, bis zur nächsten Therapie in einem anderen Haus hatte ich ganze 30 Minuten. Ich also in den Bademantel und die Schlappen gesprungen und mit einem Turban auf dem Kopf -so gut das mit einem halb lahmen Bein geht – in mein Zimmer gespurtet, sämtliche Kleidung von mir geworfen und unter die Dusche „Mein Gott ist das kaaaaalt“ Dann zu war sie zu heiß, aber egal, Zähne zusammengebissen und Haare gewaschen (da sage nochmal einer die Curly Girl Methode daure lange). Genau 10 Minuten habe ich gebraucht vom Becken bis zum wieder ankleiden. Nun wurde es schwierig, ich habe starke und lange Locken, wenn ich damit nicht aussehen will, wie ein umgedrehter Wischmop muss ich an der Luft trocknen lassen. Also schnell 5 Minuten andiffust, Tasche umgepackt und mit nassen Haaren und Todesverachtung durch den kalten Wind zum Hydrojet. Aber ich muss sagen, es hat sich gelohnt, sowas will ich haben. Ein Wassebett, dass einen sanft massiert. Es war echt zum Eierlegen.
Nach einer ganzen Stunde Freizeit und halb trocknen Haaren ging es dann zum Abendbrot (der Sportler …) und anschließend hatten die Bekannte und ich uns vorgenommen, noch zu einer Autorenlesung zu gehen. Als wir ankamen (bei uns im Haus) fanden wir einen Zettel vor, es fängt mit einer halben Stunde Verspätung an. Nur wenige Gäste interessierten sich außer uns dafür. Schließlich kam die Autorin, die in einer Parallelwelt mit 50 Stunden-Tagen leben muss. Sie schreibt für fünf Zeitungen und auch noch Bücher, arbeitet in einer Apotheke und vermietet Ferienwohnungen. Tatsächlich waren die Kurzgeschichten sehr lustig, der Krimi sprach mich nicht so sehr an., aber nur, weil ich die Kombination Krimi und Drama nicht mag. Die sehr amüsante Dame heißt Bettina Dethloff und wer Kurzgeschichten von der Insel Sylt mag, ich kann sie empfehlen.
Liebste Grüße
Ela