Tag 246 + 247 – Hilfe! Was soll ich schreiben?

Um mir selbst zu antworten: Wenn ich das man wüsste …

Ich habe eine kleine Sperre, aber die werde ich jetzt einfach ignorieren und erzählen, wie es wieder Zuhause so ist.

Die ersten Tage waren gar nicht so einfach, ich fühlte mich irgendwie fremd und fehl am Platz. Berlin kam mir schrecklich laut und dreckig vor. Aber schon am zweiten Abend öffnete der Alltag seinen großen Schlund und verschluckte mich.

Arbeiten darf/kann ich wegen des blöden Beins noch nicht, daher versuche ich erstmal hier durch die Post zu kommen, meine Massen von Wäsche sauber zu bekommen, was mit einem Waschtrockner wahrlich kein Vergnügen ist. Einkaufen war ich auch und habe Zuhause ein wenig rum geprusselt.

Nun kaufe ich mir Farbe und will mal sehen, wie es hier mit dem Malen geht (Morgen zeige ich mein REHA-Kunstwerk … hahaha). Außerdem möchte ich den film Fertigmachen und die Fotos einsortieren.

Ich weiß, jetzt sollte ich noch witzig oder tiefschürfend sein, aber was soll ich machen … da ist nix. Irgendwie suche ich den Koffer in Berlin noch …

Liebste Grüße 

Ela

Tag 245 – Gesund werden „Projekt 52 Wochen“

Heute ist es strengenommen nicht nur ein Selfie, sondern eine Collage mit Selfies, die in einen Zeitraum von ca. sieben Wochen aufgenommen wurden. 

Nachdem ich nun so lange mit meinem REHA-Tagebuch beschäftigt bin, dachte ich mir, ich versuche mal, den Prozess gesund zu eerden mit Selfies zu dokumentieren. Unten rechts das erste und auch das zweite Bild noch im Krankenhaus, dann direkt nach der Entlassung auf der Terrasse und dann über die REHA hinweg. Wenn ich mir die Fotos so anschaue, sprechen sie für sich und ich hslte die Klappe 😉

Ein Jahr jede Woche ein Selfie und ein paar Worte/Gedanken dazu , das ist das Projekt von Zeilenende. Ich finde es spannend, was (m)ein Gesicht so übers Jahr erzählt. Nicht nur ich mache außer Zeilenende mit sonern auch:

Die Anderen: 

Gertrud Trenkelbach

Marinsche

Multicolorina

solera1847

trienchen2607

Wili

Liebste Grüße 

Ela

Tag 238-244- So ist das mit Besuch (REHA-Tagebuch)

Teil 13 meines REHA-Tagebuches

Meine Mum war in der letzten Woche der REHA bei mir. Das war natürlich total schön, aber doch auch eine riesige Umstellung.

Erstmal hieß es die Balance finden zwischen Anwendungen und Tochterpflichten, das war gar nicht ohne. Aber nach einem kurzen Gespräch mit der und einer Bitte an die Therapieplanung, wurde mein Plan gestrafft, damit ich zeitiger fertig wurde, um Zeit mit meinem Besuch verbringen zu können.

Vorher war aber noch ein Umzug angesagt, da ein Zustellbett einfach nicht funktioniert hätte und das war wieder Stress, auch wenn  ich nur nach nebenan musste. Es ist schon erstaunlich (oder erschreckend?) wie ich-bezogen man in drei Wochen, in denen es nur ums eigene kleine Ich ging, wird (m.M, das genialste an einer REHA). Und dann ist da auf einmal ein anderer Mensch mit eigenen Bedürfnissen, das ist eine ziemliche Umstellung. Nicht schlimm, aber anders. So stellte sich raus, meine Mutter und die Nordsee im Winter, das passt einfach nicht. Sie kommt mit dem kalten Wind nicht klar. Das häufigst gehörte Wort war trotz megadicker Verpackung: „kalt“. Ich dagegen liebe den Wind und die kühle Luft, lange Strandspaziergänge waren mein Ein und Alles. Damit war es nun vorbei, aber wir haben uns die Tage trotzdem schön gemacht.

Die Anwendungen hingegen waren unverändert Nun fast am Ende hat sich auch herauskristallisiert, welche mir am meisten gebracht haben:

1. Die Physiotherapie, weil ich einen ganzen Koffer voller Tipps mitnehme und es sich ohne Verklebungen einfach besser lebt. Danke Frau N.!

2. Bewegungsbad, dort konnte ich ohne Angst mal wieder an meine Grenzen gehen. Meine Sylter Mitstreiterinnen waren einfach klasse und Herr L. hat es geschafft einen riesen Spaß daraus zu machen, auch wenn ich hinterher total platt war.

3. MTT (Muckibude), weil mein Rücken das einfach braucht.

4. Ergotherapie, weil ich sie geliebt habe, aber auch entdeckt habe, dass ich noch an meiner Hand arbeiten muss.

Was hat mir die Anschluss-REHA gebracht?

Zum einen ist das Gefühl der allumfassenden Erschöpfung fort und ich habe wieder Energie, zum anderen geht es meinem Rücken viel besser als seit langem. Schade, dass das Bein noch immer zickt. Außerdem haben mir die Wochen sehr geholfen, wieder etwas weniger Hamster im Rad zu sein.

Jetzt wieder in Berlin fühle ich mich ein wenig fremd und mein meist verwendetes Wort lautet: (zu) warm.

Liebste Grüße 

Ela



Tag 236 + 237 – Krimistimmung „Foto der Woche“

Seit Jahren der erste „anständige“ Nebel für mich. Als phanasievoller Mensch, fiel mir sofort der Krimi, den ich seit 100 Jahren schreiben will, ein. Ich, in Konkurrenz zu Mama Carlotta, als Miss Marple von Sylt 😉

Es schien, als schaute sie auf das wilde, unberechenbare Meer, dass aber mehr zu hören und zu ahnen war, im dichten Nebel. Ihr langes blondes Haar wehte aus dem blau-/weiß gestreiften Strandkorb. Ihre leeren Augen würden das Meer jedoch nie wieder sehen und die häßliche …

Tag 235 – Es geht in die Verlängerung

Teil 12 meines REHA-Tagebuches

Ab morgen bin ich in der Verlängerung und damit beginnt leider auch schon die letzte Woche auf dieser gerade auch im Winter so tollen Insel. Inzwischen fühle ich mich schon fast wie zu Hause und mit den Sylterinnen kann man richtig viel Spaß haben (siehe unten).

Zwischenzeitlich hatte ich allerdings einen Rückfall und damit verbunden eine kleine Krise. Es war einfach so frustrietend, hatte ich doch wieder richtig dolle Schmerzen und verbrachte damit das vergangene Wochenende weitgehenst sclechtgelaunt im Bett.

Gestern habe ich dann mein Programm ziemlich intensiv durchgezogen und es geht mir schon wieder viel besser. Ein Gespräch mit meinem (sehr tollen) REHA-Doc brachte dann die Auflösung, ich habe mit meinen Strandspaziergängen wohl einfach übertrieben. Es sagt, für so eine Wirbelsäule wie meine ist das Laufen im Sand zu anstrengend und sie wehrt sich dann mit Schmerzen. Wenn ich unbedingt an den Strand will (Ja!!!!!!!), muss ich langsam steigern. Okay, Botschaft ist angekommen. Dafür darf ich gerne täglich in die Muckibude (Yeah ;)).
Die Anwendungen sind hier echt toll, allerdings mache ich ja hpts. auf Einzelkämpfer, kann also sowas wie: Sport am Strand, Pilates, Wirbelsäulengymnastik gar nicht beurteilen.

Nur das Bewegungsbad habe ich inzwischen in kleiner Gruppe mit zwei super netten Sylterinnen und einem genialen Therapeuten, der es versteht das Programm in viel Spass zu verpacken. Gestern bin ich vor lauter Lachen mehrfach von meinem Brett gefallen und machte fröhlich gluck-gluck. 

Gestern Abend waren M. und ich noch mal bummeln, schön war es und die Pizzeria Mio kann ich  nur empfehlen. Sehr lecker!!! Besonders das Eis … hmmmm

Heute Nachmittag kommt meine Mum und ich hoffe, auch sie kann die Woche hier genießen. Nun ist sie da und das ist so schön.

Liebste Grüße 

Ela

Tag 232 – Die Perlenkette meines Lebens

Ursprünglich  habe ich diesen Beitrag im Mitmach-Blog zum Thema der Woche „Perle“ veröffentlicht.

Mir kommen  zwei, nein, eigentlich drei Dinge in den Kopf, wenn ich an Perlen denke. Da ist einmal die Perlenkette meiner Mutter, die neu aufgezogen werden muss, dann die Perle im Haushalt, die mir (leider) noch nicht vergönnt war und dann und darum soll es gehen, meine Erinnerungen, die sich in Gedanken aufreihen, wie die Perlen einer Kette. Ein paar sind darunter, die nicht so schön, aber dennoch wichtig und unverzichtbar sind.

Meine erste Perle, bezw. Erinnerung, ist auch gleich so eine, aber für meinen damals noch nicht dreijährigen Kopf war sie nicht tragisch sondern nur verwirrend verwirrend. Wir, meine ganze Familie (Mama, Oma, Opa, Onkel, Tante und ich) saßen vor dem Radio, d. h. ich saß in meiner Spielecke, was wir hörten, weiß ich nicht mehr, aber die Sendung wurde von der Meldung „Der amerikanische Präsident John F. Kennedy ist tot“ unterbrochen. Mir sagte das natürlich gar nichts, woher sollte ich auch wisser, wer Kennedy und was ein amerikanischer Präsident ist. Aber plötzlich stand meine eben noch fröhliche Familie unter Schock, sogar mein Opa und mein Onkel weinten (das taten Männer zu der Zeit noch nicht). Ich versuchte meine Mama zu fragen, aber sie schluchzte nur immer wieder Kennedy ist tot. 

Nicht viel älter war ich bei meiner  nächsten Perle, einer sehr schönen, ich besuchte mit meiner Oma meine Mama im Schwarzwald (sie arbeitete damals in Saison) und stand mit ihr auf einer kelienen Holzbrücke und wir beide fütterten bunte, schillernde Fische, dass war für mich mit drei oder vier sehr besonders. Diese Erinnerung ist um so kostbarer, da bis auf die eine, die Erinnerungen an meine Oma nach ihrem grausamen Krebstod, als ich knapp acht war, anscheinend einfach von meiner Festplatte gelöscht wurden.

Noch eine Kindheitsperle gehört meinem Großvater, den ich heiß und innig geliebt habe, ich war 13 und wünschte mir mein neues Zimmer im Hippie-Stil. Leider hielt meine Mum gar nichts davon, war (und ist sie) doch die Queen des Einrichtens. Doch mein Opa schenkte mir zum 13ten Geburtstag ein neues Zimmer, heimlich gingen wir zwei los und kauften für mich grasgrüne Möbel und knallrote Tapeten, wir tapezierten noch am gleichen Nachmittag. Wenn ich an das Gesicht meiner Mutter denke, muss ich heute noch lachen, aber ich hatte mein Traumzimmer und den besten Opa auf der ganzen Welt.

Darum gehört eine der schwarzen Perlen auch seinem Tod als ich 16 war, ich lag damals im Krankenhaus, hatte gerade ein paar Tage zuvor meine große OP gehabt, als meine Mutter mir diese furchtbare Nachricht überbringen musste. Es war schrecklich, war er doch mehr mein großVater, als mein wirklicher Vater je war. Noch heute träume ich manchmal, alles wäre ein Traum gewesen und Opa lebe noch.

Eine eher lustig bunte Perle gehört meinem ersten Kuss. Ich gab eine Faschingsparty und hatte ein paar gute Freunde eingeladen (Mama hatte Spätdienst). Meine ganze Erinnerung ist bunt, vermutlich wegen der Kostüme und weil es sehr lustig war. Ich war damals 17 und hatte eine Sangria (mit wenig Alkohol) für uns gemacht. Na ja, es war auch keiner betrunken, aber wir waren jung und ausgelassen. Und irgendwann kam es dann zu diesem Ereignis, mein eigentlich bester Freund küsste mich. Um ehrlich zu sein, es sang nicht ein einziger Engel im Himmel, eher fand ich das ganze etwas feucht und glitschig, kein einziger Schmetterling war in Sicht. Ich glaube R. ging es ähnlich, aus diesem Grund wurde auch keine Beziehung daraus und wir beid vergaßen den Kuss lieber schnell. Das war auch gut so, denn gar nicht so viel später, entdeckte R., dass ihn eher Jungen interessieren, aber uns verband über viele Jahre eine sehr tolle Freundschaft.

Die Perle mit den Fanfaren kam später, mit 18 (ich war ein Spätzünder) hatte ich meinen ersten richtigen Freund., er war toll, groß, stark, sah toll aus und war sehr lieb.  Vor lauter Glück schwebte ich über dem Boden und da sangen wirklich alle Engel Halleluljah. So ein Gefühl habe ich tatsächlich nur einmal erlebt, diese Unbeschwertheit der ersten Liebe und die (vermeintliche) Gewissheit, sie hält ewig. Leiderkam es anders, aber unsere gemeinsamen Jahre waren wunderbar.Der Schmerz nach der Trennung ist allerdings wieder eine sehr düstere Perle, ich habe gelitten wie ein Hund, so schlimm war es glücklicherweise auch nie wieder.

Eine weiter schöne, dicke weiße Perle, war der Moment, als ich im Frühjahr 1091 das erste Mal mit meiner Mutter in Sanssouci war, wir am Grab Friedrich des Großen standen, uns über die Kartoffeln darauf amüsierten und eine russische Militäreinheit wenig später dort Abschiedsfotos machte. Ich war damals im Aufbau Ost beschäftigt und konnte manchmal selbst nicht fassen, dass ich gerade Geschichte zum Anfassen erlebte.

Die größte und wunderschönste Perle  aber gehört einem  ganz besonderen Moment dem frühen Morgen nach der Geburt meiner Tochter, als da dieses kleine nicht sehr hübsche Geschöpfchen mit den drei roten Haaren in meinen Armen lag und ich schier platzte vor Glück.

Eine kleine hellblaue Perle gehöt der Einnerung an Mausis erste Ballettaufführung, sie war gerade drei und es war eine Ehre, dass sie mitmachen durfte. Das Ereignis fand in einem großen Kinosaal statt, der voll besetzt war. Unter anderem mussten die Kleinen Blumen darstellen, J war ein Butterblümchen. Am Ende des Tanzes mussten die Mini-Ballerinen in einer langen Reihe in so einem Kreuzschritt Hand-in-Hand von der Bühne. Meine Kleine – ich sah ihren suchenden Blick – hielt nach uns Ausschau. Dabei verlor sie den Kontakt zu den anderen, der große Butterblumenhut kam ins rutschen und schon saß mein Kind auf dem Popo. Immer noch mit suchendem Blick, dann ging ein Strahlen über Gesichtchen, sie hatte mich entdeckt, stand wieder auf winkte mit beiden Händen und rief laut und für alle vernehmlich: Hallo Mama, war ich gut? Das ganze Kino brüllte vor Lachen und Kind freute sich. Mama hingegen saß mit rotem Kopf im Publikum.

An meiner Kette sind noch viele Reiseperlen … aber dazu wird es noch einen zweiten Artikel geben-

Schließen möchte ich für heute mit einem wunderbaren Zitat von Jean Paul:

Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden kann.

Pilgerreise zum Ich

Gerade habe ich diesen wundervollen Artikel von Reiseeule gelesen und da mir meine Zeit, die ich gerade hier erlebe, auch als eine „Pilgerreise“ zu mir empfinde, möchte ich ihn mit euch teilen. Er gibt viel von dem wieder, was ich empfinde und ich habe in dieser Zeit tatsächlich meine Gesellschaft schätzen gelernt, auch enn ich mit mir allein bin.

Pilgern für Anfänger – Muss es der Jakobsweg sein? – http://wp.me/p7hKCO-2Wl

Tag 232- Behindert oder einfach anders?

Ursprünglich  habe ich diesen Beitrag im Mitmach-Blog veröffentlicht.

Ich habe mich nun schon die ganze Woche um dieses Thema gedrückt. Wenn es einen selbst betrifft, ist halt alles anders.

Mir wurde vor ca. 35 Jahren meine Behinderung staatlich bescheinigt. Mit zehn bekam ich von gestern auf gleich eine hochgradige S-Skoliose (seitliche Wirbelsäulenverkrümmung), die zwar begradigt und versteift wurde, als ich fünfzehn war, aber das hatte mir einen 40 cm langen Metallstab im Rücken eingebracht. Die Jahre dazwischen waren für ein Mädchen mitten in der Pubertät unglaublich hart: ein Jahr Krankenhaus, ein ganzes Jahr platt auf dem Rücken liegen und das im Streckbett und mit Gewichten am Kopf und an den Füßen, danach ein Jahr Gips vom Hals bis zur Hüfte. Wie ein Mädchen sich trotz allem „normal“ entwickelt? Um ehrlich zu sein, keine Ahnung, ich habe lange gebraucht und ob ich es je geschafft habe?

Nach der OP, die fast zehn Stunden dauerte und nach der ich tatsächlich einmal gestorben bin oder doch so gut wie, war es, als hätte mir jemand ein anderes Ich über gezogen, ich war gerade. Auf einmal gab es Jungen, die sich für mich interessierten, die mir Briefchen schrieben, ihren Freund schickten, der mich fragen sollte, ob ich mit ihnen gehen wolle. Jedes Mal, wenn so was passierte, drehte ich mich um, weil es so unfassbar war, dass das mir passierte. Ich hatte jedenfalls Probleme damit, denn meine Seele war noch immer schief und es hat Jahre bis zum ersten Kuss und bis zum ersten Freund gebraucht.

Dann hatte ich mein Abi in der Tasche, eigentlich wollte ich danach Psychologie (ich wollte in die Werbung) oder aber Germanistik studieren, meine Kunst- und Theaterlehrerin versuchte mich zu überzeugen Schauspiel zu studieren, weil sie mich für recht begabt hielt, aber meine Eltern waren der Ansicht, wegen meines Rückens sollte ich was Sicheres machen und so halb teilte ich ihre Meinung, denn es würde ja bestimmt Spätschäden geben . Also studierte ich an der Fachhochschule Verwaltungswirtschaft und schlug die Beamtenlaufbahn ein. Vorher aber überzeugten sie mich  einen Schwerbehindertenausweis zu beantragen. Ich musste damals zu einem uralten Arzt (wahrscheinlich war der jünger, als ich heute), der mitleidig war und mich „Armes Hascherl“ nannte. Natürlich bekam ich den Ausweis, 50 % und ein großes G (Geh- und Stehbehinderung). Gefreut habe ich mich nicht darüber. Nein, ich habe mich dEafür ganz entsetzlich geschämt und habe 20 Jahre lang lieber in der Tram bezahlt, als ihn vorzuzeigen.

Nachdem ich den Ausweis hatte, tat ich alles, um jedem zu beweisen, dass ich nicht behindert bin, ich arbeitete mehr und länger als die anderen, lebte drauf los, machte große Reisen, ging aus, hatte Beziehungen. Ganz normal eben. Mit Anfang 30 bekam ich dann meine völlig gesunde Tochter und verlor ihren Vater (an seine Frau) und ich glaube, von da an wurde es besser, vielleicht, weil ich mich nicht mehr so sehr in den Mittelpunkt stellte.  Auch so ein Punkt, die Familie verhätschelt einen ganz schön, aber mit meiner Maus, war da dieser wundervolle kleine Mensch, der mein Dreh- und Angelpunkt wurde.

Mit 40 schaffte ich es dann auch endlich, den Ausweis zu nutzen und heute bin ich soweit, dass ich Rücksicht auf mich nehmen und ab und an, diese Rücksicht auch sogar einfordern kann. Denn natürlich hatten meine Eltern recht, es stellten sich Spätschäden ein und so laboriere ich heute schon viel an meinem Rücken, erst mussten ein paar Etagen der Halswirbelsäule versteift werden, nun hatte ich gerade ein OP an der Lendenwirbelsäule und bin derzeit in REHA. Schiefer bin ich leider auch wieder geworden, aber heute kann ich gelassen damit umgehen. Gestern sagte eine neue Tischnachbarin zu mir: „Weißt du eigentlich, dass du total schief du da sitzt?“ Ich antwortete:“ Ich weiß, ich BIN so schief“. Ob so was noch weh tut? Ein bisschen schon …

Aber meine Philosophie heute:Wer mich nicht will, wie ich bin, bekommt mich anders erst recht nicht.

Liebste Grüße

Ela

P.S. Eine nette Leserin (Danke Christine) brachte mich gerade drauf. An 28 von 29 Tagen eines Monats vergesse ich komplett, dass etwas anders an mir ist und lebe einfach mein Leben.

Tag 231 – Die Schönheit des Unscheinbaren „Foto der Woche“

Diesen Schuss habe ich heute Vormittag gemacht, als ich meine Anwendungspause für einen Strandspaziergang nutzte.

Wie schön doch ein vertrocknetes  Dünengras (oder so?) sein kann. Hat es nicht seinen ganz eigenen Zauber? 

Tag 229 und 230 – Weiter geht es

Teil 11 meines REHA-Tagebuches

Das Wichtigste zuerst: Ich wurde verlängert, nein keine Sorge, aus meinen knappen 170 cm sind nicht 180 oder mehr geworden. Im REHA-Jargon heißt das, dass mein Aufenthalt hier um eine Woche verlängert wurde. Grund dafür sind die tollen Fortschritte, die ich hier mache und meine Motivation … Tusch. Welch Wunder, ich will die Krankheit möglichst bald hinter mir lassen.

Ich bleibe gerne noch ein bisschen hier und werde auch motiviert bleiben. Allerdings bekomme ich am Dienstag Gesellschaft von meiner Ma und deshalb auch ein neues Zimmer, dieses ist nun wirklich zu klein.

Mein Stunden … ähhhh …Therapieplan ist diese Woche doof. Ich habe meine Anwendungen über den ganzen Tag verteilt. Es gibt Pausen, aber die sind zu kurz um etwas zu unternehmen. 

Aber gestern Abend war ich dann doch, zusammen mit M. in Westerland. Das war lustig, wir haben draußen gesessen. Dabei war es eigentlich saukalt. Aber Heizstrahler und so Tischkamine helfen. Ich wundere mich immer wieder, wieviel in Westerland auch im Februar los ist. Dämlich war es trotzdem draußen zu sitzen, die Kälte von unten war eben doch da und heute habe ich wieder ziemliche Rückenschmerzen. Daher liegen der Pferdebalsam und ich auch schon im Bett.

Übrigens gehe ich jetzt auch zur Ergotherapie und da darf ich malen! Ach macht das wieder Spaß. Das fertige Werk bekommt ihr natürlich zu sehen 😉

Liebste Grüße 

Ela