Tag 224 – Die Seele „rehat“ mit

8. Teil meines REHA-Tagebuches

Jeden Tag zu beschreiben, welche Anwendungen ich hatte, würde mich langweilen und euch vermutluch erst recht.

Aber von meiner Frau N. muss ich doch berichten, sie ist hier meine Physiotherapeutin für Einzelanwendungen. Früher hat sie mit Neurologie-Patienten gearbeitet und davor in einer Skolioseklinik (YEAH). Es ist anstrend bei ihr, fordernd und manchmal schmerzhaft, aber jedes Mal, wenn ich bei ihr war, bin ich gefühlt ein Stückchen weiter.

Aber überhaupt mache ich meiner Meinung nach, riesen Schritte in Richtung Gesundheit. Das machen aber nicht nur die (sehr guten) Anwendungen, sondern bestimmt im gleichen Maße die Tatsache, dass ich wieder Hoffnung schöpfe.

Ich weiß noch, als ich in der Weihnachtswoche da an meinem Schmerztropf in der  Klinik lag, hatte ich das Gefühl, so richtig wird das nicht wieder, jetzt fängt das Alter an und ich müsse mich wohl damit abfinden. Auch nach der OP, als es mir eigentlich schon viel besser ging, aber mein rechtes Bein seinen Dienst einfach nicht richtig tat, wollte dieses Gefühl nicht weichen. Ich hatte wirklich schon gerechnet, wie und ob ich meine Fixkosten decken könnte, wenn ich nicht mehr arbeitsfähig werden würde. Mein Aussehen war mir sowas von schnurz, eigentlich hätte ich mich am liebsten nur noch in meinem Bett verkrochen und die Bettdecke über den Kopf gezogen.

Dann kam ich hierher und ehe ich meinen Koffer auch nur anrührte, quälte ich mich unter Schmerzen ans Meer, an den langen leeren Strand und der kalte Wind wehte irgendwie die Mutlosigkeit davon. Genau von diesem Zeitpunkt an ging es tatsächlich aufwärts. Hier werden einem die alltäglichen Beschwernisse ja völlig abgenommen und in den acht Tagen ist mir in der Klinik noch kein unfreundlicher Mensch begegnet.Irgendwie habe ich hier begriffen, warum und mit welchem Ziel der „Alte Fritz“ Sans Sousi gebaut hat, er wollte einen Ort zum unbeschwert sein, eben einen Ort ohne Sorgen. Genau so ein Ort ist hier für mich, der Alltag mit seinen Hansterrädern ist weit und ich könnte den ganzen Tag grinsen, wahrscheinlich habe ich davon demnächst einen Muskelkater.

Daheim hatte ich mich zuletzt zum Schreiben gezwungen (wie gut, dass ich „365 Tage im Leben“ angefangen hatte), da musste ich ja. Hier dagegen platze ich vor Kreativität, ich könnte ohne Ende schreiben, ich würde gerne wieder malen. Ich unternehme gerne was, ob alleine oder in Gesellschafft, mache Pläne, kümmere mich um mich, finde shoppen wieder klasse und will immer mehr Meer.

Liebste Grüße

Ela

14 Gedanken zu „Tag 224 – Die Seele „rehat“ mit

  1. Ein extrem positiver Beitrag, wie ich finde. Man fühlt es zwischen den Zeilen. Ich hab auch schon einige Rehas hinter mir, und war immer sehr angetan davon, auch wenn, in meinem Fall, die Rehas immer an die Grenzen dessen stießen, was möglich war. Aber dort gab es auch immer das Gefühl, dass Vieles normal ist, was man zuvor als Weltuntergang wahrnahm. Und v.a. lernt man dort, so meine ich, auch, dass es darauf ankommt, wie man sein Leben gestaltet, und dass nicht alles so bleiben muss, wie es war. Ich lebe heute ein anderes Leben als früher, und es funktioniert genauso gut. Anders halt.
    Es nahm damals, in der Reha seinen Anfang.

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    1. Damit hast du sehr recht, leben bedeute ja Veränderung, Tag für Tag, nur eben nicht immer spürbar. Wie oft habe ich hier schon gedacht, was für ein Glück, ich habe nur Rücken.
      Und ja ich hoffe, es wird der Anfang von Neuem, Guten.
      Liebste Grüße Ela

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    2. Ich kann natürlich deine Situation nicht. Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, man muss auch dazu bereit sein, von bisherigen Lebensweisen loszulassen, wenn es mit der eigenen gesundheitlichen Situation nicht mehr zusammen geht.

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  2. Urlaub für die Seele. Du weißt doch: Seele und Körper gibt es nur im Doppelpack gesund. Deshalb sollte ich mir über meinen körperlichen Zustand langsam mal Gedanken machen *hihi*
    Was die Anwendungen angeht, wollte ich erst schreien, du darfst darüber gern weiter berichten, gern auch mit Fotos … Aber du hast ja eine Physiotherapeutin. Ich hatte gehofft, du hast so einen Schnuckel wie meinen Ex-Kollegen. Aber da sie dich glücklich macht, sei dir das verziehen. 🙂

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    1. Hahaha, der Therapeut im Bewegungsbad ist sehr süß und der bei den Inhalation en ist auch nicht zu verachten 😉 Also her mit dir …

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