Tag 291: Lebensmodelle, welches ist richtig?

Gestern Abend habe ich nach zig Jahren mit einer Freundin aus grauer Vergangenheit telefoniert, die ich – wie sollte es 2017 anders sein – in den sozialen Medien wieder getroffen habe.

Natürlich fragten wir uns gegenseitig, wie unser Leben verlaufen ist. Dabei stellte sich heraus, dass sie den klassischen Weg gegangen ist, verheiratet seit mehr als 30 Jahren, zwei inzwischen erwachsene Kinder, Teilzeitbeschäftigung, Hund und Haus. In ihrer Freizeit singt sie im Chor und kümmert sich um die zwei sehr süße Enkel. Ihr Mann und sie reisen auch gerne,  vorzugsweise innerhalb Deutschlands oder im näheren Europa, ab und an machen sie eine Kreuzfahrt. Sie klang ziemlich zufrieden und das hat mir sehr gefallen.

Als ich dann zu Ende erzählt hatte, von meinem etwas anderen Leben, ohne Ehe und in meiner 3-Generationen-Mädels-WG, den vielen Reisen, aber ohne Haus und sogar ohne Auto, war sie schon sehr überrascht und (natürlich) kam die Frage, warum ich denn nicht geheiratet habe und nicht lebe wie man in unserem Alter eben „normalerweise“ lebt. Ich erinnerte sie dann daran, dass ich schon mit 17 nie heiraten wollte (ein-, nein zweimal kam ich im Laufe des Lebens ins Schwanken) und auch eigentlich nur besitzen wollte, was in zwei Koffer passt. Sie sagte, sie hätte nie gedacht, dass ich das ernst gemeint habe.

Später dachte ich über das Gespräch nach und mir fiel auf, dass ich mein Leben wie es ist wirklich mag. Natürlich gab es Momente, wo ich mir einen Partner gewünscht habe, leider ist mir aber nie der Mann begegnet, wo es einfach passte und mit dem ich gerne alt geworden wäre. Daher gibt es auch nichts zu bedauern und ich bin bis heute nicht der Typ, der leben möchte wie die alte Freundin. Ich liebe es einfach, wenn alles in Bewegung ist und noch alles geschehen kann und ausschließen will ich gar nichts. Natürlich kam auch die Frage nach dem Alter, ob ich nicht Angst vor Einsamkeit habe, denn irgenwann wird meine Mum ja nicht mehr sein und meine Tochter aus dem Haus gehen (sagte sie). Nein, eigentlich habe ich davor keinen Angst, denn erstens weiß man nie, zweitens bin ich auch gerne allein und drittens mache ich dann vielleicht mit Freundinnen und/oder Freunden eine WG auf.

Vermutlich muss jeder sein eigenes Lebensmodell finden, seinen ganz eigenen Weg gehen, authentisch bleiben, zu sich stehen. Ob der eine oder andere Weg besser oder schlechter ist? Ich glaube, nein, nur anders. Lustigerweise stoße ich bei Frauen meines Alters oft auf Unverständnis, wogegen ich sowohl von jüngeren, jungen, als auch alten Menschen immer wieder höre, es sei voll cool so. Wobei sich die älteren Herrschaften etwas anders ausdrücken.

Liebste Grüße

Ela

7 Gedanken zu „Tag 291: Lebensmodelle, welches ist richtig?

  1. Alles was dich glücklich macht, ist gut. S. schrieb mir gestern: sich nicht vergleichen mit andern. Ich besuchte meine Schwester mit kaffeevollautomat, thermomix, stylischer Küche in eigenem Haus, glücklichen Kindern, erfolgreichem Ehemann und teilzeitarbeitend. Ich war ein bisschen traurig, denn mein Leben ist so anders. Aber dann dachte ich: mein Leben ist mein Leben und ich mag es so. Mit ein bisschen Chaos, bunten zusammengwürfelten Möbeln, träumen und ganz anderen Plänen und Zielen
    Wir müssen nicht so sein, wie gedacht wird, dass man so sein sollte. Liebe grüße Kat

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  2. Wichtig ist es, was man tut und hat und wie man lebt zu schätzen und was andere tun und haben und wie sie leben zu respektieren. Und das 3-Generationen-Mädels-WG-Foto gefällt mir sehr gut 🙂

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  3. Stimmt, jeder hat SEIN Lebensmodell. Meine Erfahrung ist die, dass es Umwege braucht, um auf das Model zu stoßen, das zu einem passt, bzw man ausprobieren muss.
    Allerdings sind wir schon bevorzugt, dass wir wählen können. Ich fürchte, es werden Zeiten kommen, in denen das nicht mehr möglich sein wird.

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