Tag 292: abc Etüden 19.17 – Alles und nichts

Auch diese Woche gibt es wieder abc Etüden, die  Christiane ins Leben gerufen hat und die ich richtig liebgewonnen habe, weil die Wortspenden meine Fantasie zum Blühen bringen.  Diese Woche stammen sie von Jaecki Lindenau aus Berlin und sie lauten:

  • Meer
  • Kind
  • Mensch

Die Aufgabe lautet diese Wörter in maximal 10 Sätzen zu einer „Kürzest“-Geschichte zu verarbeiten. Die Illustrationen stammen wie immer von lz. (vormals Blog textstaub/lz, jetzt Analog-Atelier ludwigzeidler.de

Alles und nichts

Sophie fühlte sich schlecht,  gestern hatte sie ihre Mutter beerdigt.

Immer wenn es ihr nicht gut ging, hatte sie das Gefühl, sie müsse ans Meer fahren, weil sie dort die Ewigkeit spüren konnte und in deren Angesicht, war nichts mehr so bedeutend, wie es ihr nur Stunden früher erschienen war.

Sophie mutierte wieder zum Kind, sie fühlte sich wie ein kleines Mädchen, frei und unbeschwert, als sie barfuß durch die Brandung lief.

Dabei wusste sie inzwischen kaum noch, wie sich Freiheit anfühlt, ihre Mutter war nicht nur ein schwieriger, nein auch ein bösartiger Mensch gewesen.

Sophie war treu und so blieb sie an Mutters Seite, die niemanden je für gut genug für sie befand und zu krank war, um alleine gelassen zu werden, sagte sie jedenfalls, über dieses Spiel wurde Sophie 20, 30, 40, …

Erst vor kurzem hatten sie wieder gestritten über das Leben und Geld, davon hatte ihre Mutter zuviel und Sophie nichts, wieder wurde ihr klar gemacht, dass sie ohne ihre Mutter ein Nichts wäre.

Dann war da diese Nacht gewesen, Mama hatte wieder einmal über Herzbeschwerden geklagt, Dr. Behring, der Hausarzt, tätschelte ihrer Mutter die Schulter und verabreichte ein Beruhigungsmittel.

Eine Stunde später schlief ihre Mutter und schnarchte mit offenem Mund und dann lag da dieses Kissen, häßlich war es, sie konnte es noch nie leiden, dann hatte sie es in der Hand, wie wusste sie selbst nicht,aber am Ende war es so einfach.

Sophie blickte über den Strand und da kam auch schon David der junge und hübsche Partner von Dr. Behring strahlend und mit offenen Armen auf sie zu, er war es der den Totenschein unterschrieben hatte, ihm war sie gut genug, nun hatte sie alles und Mutter nichts.

ENDE

Liebste Grüße

Ela

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