365 Tage hat eine neue Rubrik, gelegentlich werde ich Menschen, die ich besonders spannend finde, in Form eines Interviews vorstellen.
Das erste Gesicht ist die Autorin Cornelia Lotter, deren Roman „Absturz ins Leben“, ich kürzlich vorgestellt habe. Noch mehr über sie und ihre Geschichten gibt es hier.
E: Es ist noch nicht lange her, da war ich Testleserin für dein Buch „Absturz ins Leben“ und mir hat es richtig gut gefallen, inzwischen hast du es veröffentlicht. Wie läuft es denn?
C: Ehrlich? Ich hatte mir mehr erhofft. Zum Beispiel läuft gerade eine Leserunde bei Lovelybooks. Das mache ich meistens, wenn ein neues Buch von mir erscheint, vor allem, um Rezensionen zu generieren. Nun ist es aber so, dass manche Lobeshymnen singen und trotzdem nicht die höchstmögliche Sternenzahl vergeben und anderen das Ende nicht ausgebaut genug ist bzw. zu schnell kommt. Das gibt dann auch Punktabzug. Natürlich kann man nicht immer 5 Sterne bekommen, das wäre völlig unrealistisch. Aber es schmerzt eben doch irgendwie. Und die Wertungen sind ein wichtiges Verkaufsargument.
E: Wie bist du eigentlich auf den Norden von Teneriffa gekommen, der bei deutschen Touristen ja nicht so sehr beliebt, weil ihnen der weiße Sandstrand fehlt? Warum hat dir die Gegend so gut gefallen?
C: Nachdem ich die Strände von verschiedenen Kanaren-Inseln schon kannte – die natürlich auch toll sind – wollte ich einfach mal was anderes sehen. Und meine Schwester, die zuvor schon in diesem Hotel war, hat so davon geschwärmt, dass ich es einfach ausprobieren wollte.
E:Gibt es das tolle Hotel aus dem Buch eigentlich wirklich und ist es tatsächlich so gut?
C: Damit ist die Frage schon beantwortet. Ja, das Hotel gibt es, und es ist noch toller, als ich es beschrieben habe (bei meinen 3 Aufenthalten dort ist es z.B. erst einmal vorgekommen, dass das Tauchbecken während der ganzen 2 Wochen leer war). Wer einmal wirklich einen sehr ruhigen, umsorgten Urlaub in schöner Umgebung genießen will, ist dort genau richtig. Das Hotel (es heißt Oceano) ist unter deutscher Leitung, das Personal spricht fast ausnahmslos unsere Sprache.
E: Du schreibst ja nicht nur unter dem Pseudonym „Natascha Schwarz“ sondern auch erfolgreiche Kriminalromane um die Detektivin Kirsten genannt Ki und den Kriminalkommissar Martin Bender unter deinem eigenen Namen und dafür hast du sogar schon den renommierten Leipziger Krimipreis gewonnen. Was kannst du uns über diese Reihe erzählen?
C: Als „renommiert“ würde ich den Preis nicht bezeichnen. Es gab ihn nur dieses eine Mal, und der kleine Leipziger Verlag, bei dem damals mein 1. Leipzig-Krimi rauskam, ist inzwischen insolvent. Aber ich liebe meine Figur Ki, weil sie so herrlich spröde und zerrissen ist, und deshalb habe ich die folgenden 5 Bände – den letzten erst vor wenigen Monaten – gern geschrieben und sie im Selfpublishing herausgebracht. Jeder Band ist für sich zu lesen und behandelt ein anderes Thema, aber wer die Entwicklung der beiden Charaktere verfolgen möchte, sollte tatsächlich mit dem 1. Teil, der jetzt „Blutangst“ heißt, beginnen.
E: Überhaupt schreibst du über viele unterschiedliche Themen, wie findest du die Themen?
C: Die Themen finden mich. Und zwar schneller, als ich über sie schreiben kann. Zwei Beispiele
Ein Beispiel ist mein Roman „Durch die Hölle“, wo es um therapie-induzierte Erinnerungen an (nicht stattgefundenen) sexuellen Missbrauch in der Kindheit geht. Da habe ich wieder über einen Betroffenen Zugang zu sieben weiteren Betroffenen bekommen, deren Geschichten in den Roman eingeflossen sind.
Und als zweites Beispiel will ich den ganz aktuellen Roman nennen, an dem ich gerade schreibe. Das Thema habe ich mir ausgesucht, nachdem ich vor einem Jahr die Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein besichtigt habe, eine von sechs Euthanasie-Vernichtungsanstalten während der Nazizeit. Das, was ich dort gesehen habe, hat mich so bewegt und erschüttert, dass ich wusste: darüber musst du schreiben.
E: Inzwischen schreibst du hauptberuflich, wie hast du es geschafft von deinen Büchern leben zu können und das als Self-Publisher, d.h. ohne Verlag?
C: Leider ist das nur zur Hälfte wahr. Es ist richtig, dass ich mich 2015 entschlossen habe, im Zusammenhang mit meinem Umzug nach Leipzig keiner anderen Tätigkeit mehr nachzugehen, d.h. auf ein gesichertes Einkommen zu verzichten und nur noch zu schreiben. Nicht richtig ist, dass ich bereits von meinen Einkünften durch das Schreiben leben kann. Und außerdem beziehe ich auch noch Tantiemen von Verlagen, d.h. ich bin ein sogenannter Hybrid-Autor.
E: Hast du einen bestimmten Schreib Rhythmus, wieviel schreibst du, hast du dir ein Tagesziel gesetzt?
C: Ich bin ein Mensch, der sich keine Ziele setzt, was Schreibhäufigkeit oder Ausstoß anbelangt. Ich schreibe, wenn ich Lust dazu habe. Das können manchmal, wenn ich in einem „Flow“ bin, 10 Seiten sein, manchmal nur 5 und manchmal keine einzige. Ich glaube nicht, dass es für mich funktionieren würde, wenn ich mich mit dem Ziel: jetzt schreibe ich mal was, an mein Laptop setzen würde. Bevor ich loslege, muss ich wissen, was ich schreiben will. Wenn mir mal nichts einfällt, überarbeite oder recherchiere ich. Das gehört ja auch dazu. Aber auch das mache ich nicht jeden Tag. Das ist übrigens der Vorteil am Selfpublishing: Da kein Verlag mit einem Abgabedatum im Nacken sitzt, kann man das Ganze gemütlich angehen lassen.
E:Wie schaffst du es am Thema dranzubleiben, ein Buch zu Ende zu bringen? Wie motivierst du dich zum Weitermachen?
C: Das war noch nie ein Problem Das Problem ist eher, sich nicht zu verzetteln. Zum Beispiel, wenn schon das nächste Thema anklopft und man eigentlich viel mehr Lust hätte, jetzt damit anzufangen, weil es vielleicht beim aktuellen Projekt nicht so läuft. Aber das habe ich bis jetzt immer geschafft.
E:Gibt es ein besonderes Buch, das du unbedingt noch schreiben möchtest und wenn ja, warum?
C: Ich würde gern mal ein richtig literarisches Buch schreiben. Eins, was auch das Feuilleton mal bespricht. Das Thema wäre mir dann egal.
Würdest du zum Schluss bitte noch die vier Sätze vollenden?
Schreiben ist meine große Leidenschaft seit ich den Stift halten und Buchstaben malen kann.
Mein großes schriftstellerisches Vorbild ist xxx, weil … Sorry, ich lese zwar viel, aber ein spezielles Vorbild habe ich nicht.
Neben dem Schreiben liebe ich es zu lesen, zu singen, zu wandern und mit netten Menschen zusammenzusitzen.
Wenn ich nicht Autorin geworden wäre, würde ich heute am liebsten auf einer Bühne stehen. Als Schauspielerin, Sängerin, Tänzerin oder Ähnliches.
Vielen Dank Cornelia und allzeit eine gute Schreibe!
Liebste Grüße
Ela