Ist 60 nur eine Zahl oder doch das neue 40?

Neulich flog mir eine erschreckender (?) Gedanke – ohne Vorwarnung – zu,  ich bin nicht nur über 50, ich marschiere jetzt auch stramm auf die 60 zu. Es sind nur noch 2 Jahre, 3 Monate und 26 Tage!Dabei hatte ich nur über Urlaub nachgedacht und mir überlegt, dass ich zum 60-ten nun aber wirklich verreisen möchte, bisher ist mir das  zum Geburtstag noch nie gelungen. Aber das Hirn ist ja ein eigenwillig Ding und prompt schickte es mir jede Menge Assoziierungen zum Thema 60, allen voran der Gedanke, die 60 ist der Einstieg ins Alter, viele Menschen meiner Familie sind in ihren 60-igern gestorben, genauer gesagt mit 62: meine beiden Omas, mein Vater, meine Uroma. Meine Mutter hatte regelrecht Angst vor dem 62. Geburtstag und dem darauf folgenden Lebensjahr, erst als es vorbei war, atmete sie auf. Mir fällt auch ein, dass mir als Kind und Teenie, jemand mit 60 echt alt vorkam, meine Oma habe ich nur als alte Frau mit Dauerwelle und Kittelschürze in Erinnerung, die andere Oma kam mir vor wie eine Greisin, sie war vor ihrem Tod lange bettlägerig, weil sie an MS litt. Aber auch Verärgerung kam hoch, als ich anfing zu arbeiten, hätte ich als Frau mit 60 in den Ruhestand gehen können und hätte eine richtig gute Pension bekommen. Heute muss ich – auch als Schwerbehinderte – mindestens bis 63 + 4 Monate arbeiten um eine viel weniger fette und vor allem steuerpflichtige Pension zu bekommen.

Neulich saß ich in einem Taxi und der Fahrer meinte, er hätte sich schon gedacht, dass ich erwachsene Kinder habe, kurz darauf fragte mich eine alte Dame, ob ich vielleicht ein Enkelkind habe, das Fußballbilder sammle. Das war eine Premiere. ich war danach richtig deprimiert, denn bis vor kurzem wurde ich immer für viel jünger geschätzt. Aber so ein Jahr Krankheit hinterlässt eben Spuren und noch mehr die Schmerzen, die mich einfach nicht verlassen wollen.

Auch mit dem Spruch 60 ist die neue 40 habe ich es versucht, aber sorry, dass ist Bullshitt. Ich fühle mich nicht alt, auch wenn ich es schaffe an nur einem Tag 20, 30, 60, 80 und 100 zu sein, je nachdem was gerade passiert. Wenn ich bei Dienstschluss in sengender Hitze 15 Minuten durch die pralle Sonne zum Bus muss, fühle ich mich wie 100 , wenn ich mit meiner besten Freundin albere wie 20 (oder 5 ;)). Ich erinnre mich noch genau, wie eine damalige Freundin an meinem 50-igsten zu mir sagte: Pass auf, jetzt geht es los mit den Wehwechen und außerdem musst du ab jetzt immer Strümpfe tragen. Die trage ich zwar immer noch nicht, aber gerade gesundheitlich bin ich besonders im letzten Jahr an meine Grenzen gelangt.

Also ganz klar, mir macht die 60 Angst, weil unausweichlich spätestens mit der Pensionierung der letzte Lebensabschnitt beginnt, egal wie lange er dauern wird, wobei ich hoffe seeeehr lange.  Letzter Lebensabschnitt, das klingt nicht nur endgültig, ist er auch, denn auf ihn folgt der Tod, ausnahmslos oder noch schlimmer ein langes Sterben zuvor.  Andererseits kann aber genau das der Ansporn sein, jeden Tag zu genießen, im Jetzt und Hier zu leben. Dinge, die man schon lange mal machen wollte in die Tat umzusetzen. Unsere Generation hat echt Glück, nicht nur, dass wir nie einen Krieg im eigenen Land erleben mussten, nein, die ganze Einstellung zum Alter hat sich grundlegend  verändert. Eine Bekannte von mir wird demnächst 51 und ist schon ziemlich schwanger. Sie wird mit 60 ein relativ kleines Kind haben. Warum auch nicht, bei einer Lebenserwartung von 80 hat sie gute Chancen das Baby groß zuziehen, wenn nicht, springt die große (erwachsene) Schwester ein, denn der Papa ist sogar schon 58. Natürlich wurde der Natur auf die Sprünge geholfen. Ob ich das gut finde? Für mich wäre es keine Option und ich plane keine Schwangerschaft mit 60 (auch nicht mit 58 oder 59), aber vielleicht kommt meine Tochter mal in die Pötte und ich werde Oma, die ich mit Begeisterung wäre. Döneken mit den Enken wäre klasse! Fazit: Jeder soll doch nach seiner Fasson glücklich werden!

Meine Mutter ist 84, gesundheitlich ziemlich angeschlagen, trotzdem noch immer richtig hübsch, hat neuerdings einen Instergram-Account und ist voller Begeisterung dabei. Wenn ich denn im Ruhestand bin, hoffe ich, wieder richtig fit und frei zu sein. Überhaupt hat das Altern doch auch große Vorzüge, ich bin innerlich viel freier, selbstbewusster und gelassener. Mir ist nicht mehr ständig etwas peinlich, ich sage (meistens) was ich denke und ich habe gelernt „Nein“ zu sagen. Mit 63 + 4 Monate werde ich dann Herrin über meine Zeit sein. Inzwischen werde ich weiter überlegen, welche Reise ich mir zum 60. Geburtstag vorstelle, einfach mein Leben genießen und noch ein paar Dinge erledigen.

Wie geht ihr mit der Aussicht auf das Alter um?

Liebste Grüße

Ela

16 Gedanken zu „Ist 60 nur eine Zahl oder doch das neue 40?

  1. Dein Beitrag ist einfach herrlich😄 und mit all diesen Voraussetzungen wirst Du ganz bestimmt uralt…😎🍀 Also Angst beiseite und schrieb vor kurzem zu diesem Thema auch einen irgendwie passenden Artikel. 😉
    Liebs Grüßle von Hanne und hab noch einen schönen Tag 🌻🍀

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    1. Liebe Hanne,

      natürlich habe ich direkt mal schnell einen Ausflug auf deinen Blog gemacht und finde das Gedicht über die Frauen über 50 einfach großartig. Vielen Dank für die Ermutigung!

      Liebste Grüße
      Ela

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  2. Ich habe gerade ein wunderbares Buch gelesen. Seit dem geht es mir mit dem Thema Alter und Älterwerden insofern anders, als das es mir Mut gemacht hat.
    Das es solche Menschen wie die rau Rupp gibt finde ich ziemlich östlich 😉
    Die Biographie von Ruth Rupp. Titel: Der Traum vom Leben in Dir
    Autor: Sven Rohde
    liebe Grüße
    S.

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    1. Hahahahh.. Frau Rupp mag wohl Vieles sein, aber östlich?ich meinte natürlich tröstlich… sorry, das ist sicher dieses schwülwarme Wetter 😉
      S.

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  3. Ich bin bereits 61 und lebe mit diesem Alter wunderbar damit. Der Gedanke, dass ich jetzt zu der Generation 60+ gehöre, ist für mich großartig. Weil: ich muss nix mehr. Ich muss niemanden mehr irgendetwas beweisen, ich muss keine Karriere mehr machen, brauch nicht mehr im Hamsterrad zu hetzen, muss mich nicht mehr mit pubertierender Kinder herumstreiten, muss nicht dauernd neue Klamotten haben, um mithalten zu können, kurz gesagt, ich kann ich sein und muss mich nicht mehr fremdbestimmten lassen. Und im Kopf wird man eh nie älter. Also hab keine Angst vor der 60!

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    1. Ich bin total einig mit dir, Weena. Ich bin 63. Natürlich sind da Wehwehchen, denn bereits mit 40 beginnt man zu fühlen, dass man einen Körper hat … 😉 … aber die Freiheit, die man gewinnt, ist unbezahlbar. Man kann alles selbst bestimmen, wann, wo, wie lange und ob überhaupt!

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    2. Liebe Stelle,
      ich freue mich wirklich, dass ihr, die die magische Grenze überschritten haben, die Sache so positiv sehen. Das hilft wirklich, Danke!

      Liebste Grüße
      Ela

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    3. Liebe Weena,
      das ist beruhigend zu hören und deine Argumente haben echt was für sich. Nur mit dem selbstbestimmt haut es wohl nicht so hin, da ich ja voraussichtlich noch 6-7 Jahre arbeiten muss und mich um meine Mutter kümmere. Aber das tue ich ja gerne und zum Glück mag ich ja meinen Job.

      Vielen Dank für deine lieben Worte!
      Liebste Grüße
      Ela

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  4. Liebe Ela,
    ich finde du siehst das ganze sehr gesund!
    Als ich letztes Jahr 50 wurde, war das ein Geburtstag, an dem ich richti ans Denken kam. War bei 30 oder 40 nicht so. 60 wird wieder ein Meilenstein sein, der einen überlegen lässt, was man vom Leben den noch erreichen möchte. Ich wünsche dir viel Erfolg beim Verfolgen deiner Träume!

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    1. Vielen Dank Katrin, mit der 50 hatte ich gar keine Probleme, vielleicht, sdil es mir gerade so gut ging, ich mich fit
      und jung fühlte?
      Liebste Grüße Ela

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  5. Liebe Ela,
    ich kann deine Gedanken verstehen. Ich bin 63 und seit 6 Wochen in Rente. Ich bin da aber ganz positiv an die Sache rangegangen und habe es bis jetzt noch nicht bereut. Der Abschied von liebgewonnenen Kollegen/innen war natürlich nicht einfach. Die letzte Arbeitswoche war immer wieder sehr emotional. Ich werde schauen, was das Leben noch so bietet und ich werde sicher nicht nur zu Hause sitzen. Ideen sind da viele. Ich wünsche dir noch eine schöne Arbeitszeit, wenn auch manchmal nicht einfach, aber solange die Arbeit Spaß macht. Und du wirst es nicht glauben, diese 2 Jahre 3 Monate und 26 Tage werden wie im Flug vergehen. Hinterher fragst du dich, wo ist die Zeit geblieben. So ging es mir jedenfalls. Aber ich glaube, du bekommst das hin.
    Viele Grüße
    Gudrun

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    1. Liebe Gudrun,
      du hast recht, das ganze Leben rennt nur so vorbei, dass ist es wohl, was mich ängstigt. War ich nicht gestern noch 20 und hatte alles vor mir.
      Ich wünsche dir einen wunderbaren (Un)-ruhestand!
      Liebste Grüße
      Ela

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  6. Um es kurz zu machen: Man ist doch immer so alt, wie man sich fühlt. Und das ist eine geistige Einstellung. Das zusammen mit der ganz offensichtlich stärksten Antriebsfeder im Leben, nämlich selbiges zu genießen, sagt alles.

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