8. Mai 2020 – 75. Jahrestag der Befreiung❗

…Befreiung von NS-Regime, von der Unmenschlichkeit, vom personalisierten Bösen oder wie meine Freundin S. ganz richtig sagt vom Abschaum.

Leider kann man all dies nicht mit Stumpf und Stil ausrotten, aber man kann es kleinhalten und man muss an die Greultaten des sogenannten Dritten Reichs erinnern, sie dürfen NIE vergessen würden. Würde mich jemand fragen, würde ich das Buch Der gelbe Stern von Gerhard Schoenberger zur Pflichtlektüre jeder Schule machen. Ich selbst hatte das Glück eine Lehrerin gehabt zu haben, die in direkter Nachbarschaft zum KZ Theresienstatt aufgewachsen ist. Das kollektive Nichtwissenwollen ihrer Familie und Nachbarn, sie selbst war bei Kriegsende ein 13-jähriges Kind, hat Frau G. wohl nie losgelassen. Deshalb hat sie uns dieses Thema wohl so nahgebracht, uns Bücher lesen und Filme sehen lassen. Wir mussten Referate halten und dabei bin ich auf die wahre Geschichte einer Mutter gestoßen, die zwischen ihren beiden kleinen Töchtern wählen musste, welche leben durfte und welche direkt in die Gaskammer musste. Ist eine größere Perversität, ein ausgeprägter Sadismus denkbar❓Natürlich starben am alle drei, nur musste eines der kleinen Mädchen ganz alleine in den Tod gehen.

Eine der Geschichten, die ich nie vergessen habe und die mich ganz sicher verändert hat. Seit damals, hat mich das Thema nie mehr losgelassen und so waren wir gestern zu dritt (mit Abstand und Maske Stopersteine putzen.

Ich mag die Idee der Stolpersteine, weil sie kalten Fakten, Namen und Geschichten geben. Man steht vor einem Haus und denkt, hier haben ganz normale Menschen wie du und ich gelebt, gelacht geliebt, gelitten, gestritten und geweint. Das einzige, das sie unterschied war ihr Glaube, den die meisten eher nachlässig – wie wir – gelebt haben. Willkürlich wurden sie zuerst mit einem gelben Stern und einem in den Pass gestempelten J für Jude gedemütigt und gebrandmarkt, ihre Kunst wurde brutalste zerstört, bevor sie auf bestialische Weise vernichtet wurden.

Machen wir uns nichts vor, hätte Hitler nicht Juden gehasst, sondern Christen oder aber blonde, blauäugige Menschen, wären die meisten von uns niemals geboren worden.

Heute war beispielsweise ein Stolperstein dabei, den wir geputzt haben für Leo Löwy dabei, sozusagen ein doppelter Löwe und ein solcher muss er in der Tat gewesen sein, denn er hat es geschafft, seine Familie und sich in Sicherheit nach Shanghai zu bringen. Soviel Kampfgeist oder das notwendige Glück, vielleicht auch Geld hatte Familie Schmollenberger nicht, sie alle wurden deportiert und starben in der Gaskammer.

„Kommt es euch wohl zu, Menschen zu verbrennen, weil sie von einer Rasse abstammen, die ehemals ein kleines steiniges Land in der Nähe der Syrischen Wüste bewohnte? Was schert es euch, ob ein Mann eine Vorhaut hat oder nicht, oder ob er seine Osterandacht bei Vollmond im April hält oder am Sonntag darauf?Voltaire

❤-lichst

Ela

Wenn das Gestern plötzlich an die Tür kloppft

Vor vielen Jahren gab es in meinem Leben eine äußerst komplizierte On-Off-Beziehung. Als sie nach vielen Tränen, Hoffnungen, Leidenschaft und Problemen (endlich) endgültig endete, war ich todtraurig, aber auch erleichtert, dass ich es endlich geschafft hatte loszulassen.

Schon lange habe ich nicht mehr an diesen Mann gedacht und mein Leben ist heute ein ganz anderes. Ich bin glücklicher Single und fühle mich richtig gut in meiner Haut und meinem Leben. Sollte ich mich verlieben, dann müsste es ganz anders sein, ohne all die Dramen.

Heute schaue ich nun auf meine Facebook-Seite und da werde ich benachrichtigt von einer Freundchaftsanfrage von genau diesem Mann.

Zuerst dachte ich „Fake“ , dann sah ich mir immer wieder das Profilfoto an, aber, es ist so verdammt lange her und spielt keine Rolle mehr. Gefühlt passierte es in einem anderen Leben. Tatsächlich weiß ich nicht, ob er es ist. Im Endeffekt war es auch nicht wichtig, nach kurzer Überlegung habe ich auf „Anfrage löschen“ gedrückt. Ich habe getan was im Film „Eat Pray Love“ empfohlen – wird und ihm

Licht und Liebe geschickt und losgelassen.

Gestern ist vergangen und ich lebe heute. Er oder besser wir hatten unsere Zeit, aber die ist vorbei.

❤-lichst und bleibt gesund!

Ela

Wir waren mal drei

Früher, also als ich jung war, noch keine 20, hatte ich zwei beste Freundinnen mit denen ich ständig unterwegs war tags wie abends.

Beide waren Pferdenärrinen und ich im Grunde auch, nur durfte ich wegen meines Rückens nicht mehr reiten. Aber durch sie durfte ich zumindest bei den Pferden sein, sie striegeln und füttern.

Abends hatte wir unsere Lieblings Disco zum Abtanzen, unser Stammlokal und unseren Griechen.

Elke brachte mir (sie versuchte es) Gitarrespielen bei, ich half ihr beim Englischlernen und Ute wäre fast mal meine Geschäftspartnerin geworden, ich wollte damals Tourismus studieren und zusammen planten wir ein ganz besonderes Reisebüro.

Beide waren sehr schöne Mädchen, Elke sah aus wie die junge Brigitte Bardot und Ute war auch eine von diesen wirklich schönen Blondinen. Ich war etliche Zentimeter kleiner sls beide und ein mittelblonder Lockenkopf.

Wir drei waren ein tolles Team und hatten jede Menge Spaß. Irgendwann trennten sich unsere Wege, wir flogen in verschiedene Himnelsrichtungen aus und der Kontakt wurde seltener und seltener, immer plante ich, dies zu ändern, anzurufen und ein Treffen zu organisieren. Aber es kam nie dazu , es war so vieles wichtiger.

Vor einigen Jahren erreichte mich die Nachricht, Ute ist tot. Verstorben mit 39 an einem Herzinfarkt beim Friseurbesuch.

Elke fand ich schließlich bei Facebook wieder, wir schrieben ab und zu, wir wollten uns unbedingt mal treffen. Aber wir hatten ja Zeit, es eilte nicht.

Vor einem halben Jahr schrieben ihre Kinder auf Facebook: Unsere Mama verstarb nach langer und schwerer Krankheit.

Nun bin nur ich noch über und fühle mich ein bisschen verloren und allein gelassen. Trotz des wenigen Kontakts fehlen sie mir. Auch wenn das objektiv nicht stimmt, ich habe meine Familie und tolle Freunde. Aber nun gibt es nur noch eine Freundin, die mich in jung kannte und keine mehr die mit mir jung und verrückt war.

Außerdem fühlt man natürlich auch wie die Einschläge näher kommen …

Nie wieder!

Liebste Grüße

Ela

Von der Kunst des Loslassens

„Schicke Licht, schicke Liebe und dann lass los“, dieser Satz ist mir aus dem Kinofilm Eat, Pray And Love mit Julia Roberts im Gedächtnis geblieben.

Schön wäre es, wenn das so einfach wäre und man auf einen Button drücken könne, auf dem „Loslassen“ stände. Ich, jedenfalls, bin da nicht besonders gut drin. Dabei sollte Loslassen doch unsere leichteste Übung sein, üben wir es doch mit jedem Augenblick, jedem Tag, jeder Stunde. Nichts was man heute erlebt, wird je wieder genauso geschehen. Ist nicht im Grunde jeder Atemzug einmalig, nicht wiederholbar und daher auch unglaublich kostbar. Glücklicherweise gehe ich aber nicht jeden Abend mit dem Gedanken schlafen, dass dieser Tag einmalig, unwiederbringlich und vielleicht der letzte war. Vom Gefühl her sind die viele Tage eher gleichförmig und, ja, oft erscheinen sie ein bisschen langweilig. Auffallen tut der Lauf der Dinge oft nur an den Meilensteinen, wenn wir besonders glücklich oder unglücklich sind oder aber wenn es gilt loszulassen. immer dann, wenn das „Nie wieder“ sich den Weg ins Bewusstsein bahnt. Auslöser können ein Umzug, eine Kündigung, eine Hochzeit, ein Verlassen, Verlassenwerden, eine Scheidung, ein Auszug oder schlimmstenfalls der Verlust eines Menschens sein und natürlich eine Kombination mehrerer Faktoren.

Es gibt Dinge, die kann und will das menschliche Hirn wohl einfach nicht wahrhaben. Gerade wenn eine Partnerschaft zerbricht, überfällt einen oft das Gefühl des persönlichen Versagens, denn wollten wir nicht für immer und ewig lieben, haben (hatten) den Traum, im Alter mit unserem Partner seit Jugendtagen, händchenhaltend auf der berühmten Parkbank zu sitzen. Loslasen bedeutet in einem solchen Fall also nicht nur der Verlust eines Menschens sondern auch das Ende eines (Lebens-) Traums und letztendlich steht alles nun wieder auf Anfang. Dabei ist man doch so gewöhnt an seinen Trott und hat es sich darin irgendwie gemütlich gemacht. Unendlich viel schwerer wiegt der Verlust durch den Tod, er lässt keine Hoffnung und führt uns zudem noch die eigene Endlichkeit vor Augen, er macht nicht nur traurig, sondern auch wütend und hilflos. Warum geschieht das gerade mir? Es tut so weh, es zerreißt die Seele und ist (schneint) so verdammt ungerecht.

Aber auch die ganz normalen Verluste tun weh. Mit einem Umzug verlassen wir ja nicht nur eine Wohnung, die zu groß, zu klein, zu wenig schön oder einfach am falschen Ort liegt. Nein, wir verlassen auch unsere Vergangenheit, viele schöne Augenblicke, sicher auch weniger schöne (aber die sind doch schon vergessen, oder?). Die Frage: „Wird es je wieder so (schön) sein? „rattert durch die kleinen grauen Zellen.

Ein neuer Job, vielleicht sogar ein Aufstieg macht sowieso Angst: Sind wir der neuen Herausforderung gewachsen, werden wir angenommen, werden wir Erfolg haben?

Für jede Mutter, sicher auch jeden Vater ist der Auszug des Kindes einer der wohl schwierigsten Momente. Dieses Wesen das uns einst anvertraut wurde, für das die meisten Eltern ihr Leben geben würden, dessen Wohl in den letzten 18, 20, … Jahren, der Lebensmittelpunkt war, geht, verlässt uns. Wenn mal Glück hat in Frieden und Freundschaft, trotzdem heißt es auch dann „Nie wieder“, denn so wird es nie wieder sein, ein Lebensabschnitt geht zu Ende. Angst, dass das Leben so vielleicht keinen Sinn mehr haben könnte, steigt hoch. Ist in der Partnerschaft überhaupt noch Inhalt? Gibt es überhaupt einen Partner oder bleiben wir allein zurück? Werden wir noch geliebt? Wird unser Kind es schaffen, allein, ohne uns, zu bestehen? Bedeutet es, dass das Alter beginnt?

Wie geht man mit all diesen Situationen um, wie lässt man denn nun los? Im Laufe seines Lebens muss da wohl jeder seine eigene Technik entwickeln. Vielleicht auch bereit sein, Trauer zuzulassen, zu durchleiden, großzügig und liebevoll zu sich selbst zu sein. Das was war, wird nicht zu uns zurückkehren, aber haben wir nicht mit jedem Abschied auch die Chance auf 1000 neue Begegnungen, Erlebnisse? Denn in jedem Abschied liegt doch bekanntermaßen ein Neubeginn.

Also doch: Schicke Licht, schicke Liebe und dann lass los …

Liebste Grüße

Ela

Ich bin ein bisschen traurig und wehmütig

Das war ich gestern tatsächlich, andererseits habe ich gedanklich einen Zeil meiner Teenagerzeit geistig nochmal durchlebt. Das war irgendwie auch ganz schön. Die Bilder kamen aus meinem Inneren, ich dachte an meine damalige beste Freundin, die ich kurz danach (leider) ganz aus den Augen verlor und sah mich wie wild in mein Tagebuch kritzeln.

David Cassidy ist tot

Er war mein großer Teenieschwarm. Ich war damals so 13 oder 14 und im realen Leben hatte ich mich, nach einem Sitzen neben dem Stuhl, dass sehr peinlich war, aber eine andere Geschichte ist, gerade wieder von der Liebe verabschiedet. Da war dann David aus der Partridge Family, der in meinen Augen unglaublich gut aussah und wunderschön sang, viel ungefährlicher. Meine Freundin Simone fand das auch und so sammelten wir eifrig den Bravo-Starschnitt, schrieben leidenschaftliche Liebesbriefe, die mit bunten Bildchen geschmückt wurden.Problematisch wurde es erst, als wir beide ihn heiraten wollten, denn, dass das nicht ging, war uns schon klar. Also losten wir, ich war die Verliererin und musste seinen jüngeren Bruder nehmen, der ja auch ganz süß war. Natürlich wuchsen wir irgendwann raus aus der Schwärmerei, seitdem habe ich eigentlich nichts mehr von ihm gehört. Aber als ich von seinem Tod mit 67 hörte, denenzkrank und mit kaputter Leber machte mich das doch traurig.

Wer ihn hören mag

R.I.P.

Die perfekte Welle erwischt?

Ursprünglich habe ich diesen Beitag im Mitmach-Blog zum Thema der 37. KW 2017 „Jetzt oder nie“ veröffentlicht.

Es gibt Gezeiten auch für unser Tun.
Nimmt man die Flut wahr, führet sie zum Glück,
versäumt man sie, so muß die ganze Reise
des Lebens sich durch Not und Klippen winden.

(William Shakespeare: Julius Cäsar IV, 3. (Brutus))

Ich musste ganz schön lange über das Thema der Woche (37/17) „Jetzt oder nie“ nachdenken, ehe mir eine passende Situation aus meiner persönlichen Geschichte einfiel.

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Tag 299-301: Loslassen lernen

Schicke Licht, schicke Liebe und dann lass los“, dieser Satz ist mir aus dem Kinofilm Eat, Pray And Love mit Julia Roberts im Gedächtnis geblieben.

Schön wäre es, wenn man (frau) das einfach so könnte. Und eigentlich sollte Loslassen doch auch unsere leichteste Übung sein, üben wir es doch mit jedem Augenblick, jedem Tag, jeder Stunde. Nichts was man heute erlebt, wird je wieder genauso sein. Im Grunde ist tatsächlich jeder Atemzug, den wir tun, einmalig und damit auch kostbar. Nur geht Mensch natürlich (glücklicherweise) nicht jeden Abend mit dem Gedanken schlafen, dass dieser Tag einmalig, unwiederbringlich und vielleicht der letzte war. Vom Gefühl her sind die meisten Tage ja eher gleichförmig und, ja, ein bisschen langweilig. Auffallen, dass es Zeit ist zum Loslassen, tut es uns an den Meilensteinen, immer dann, wenn das „Nie wieder“ sich ins Bewusstsein schleicht. Auslöser können ein Umzug, eine Kündigung, eine Hochzeit, eine Scheidung, ein Auszug oder schlimmstenfalls der Verlust eines Menschens sein. Oder auch eine Kombination  mehrerer Faktoren.

Es gibt Dinge, die kann und will das menschliche Hirn wohl einfach nicht wahrhaben. Gerade wenn eine Partnerschaft zerbricht, überfällt uns oft das Gefühl des persönlichen Versagens, denn wollten wir nicht für immer und ewig lieben, haben (hatten) den Traum, im Alter mit unserem Partner seit Jugendtagen, händchenhaltend auf der berühmten Parkbank zu sitzen.  Loslasen bedeutet in einem solchen Fall also nicht nur der Verlust eines Menschens sondern auch das Ende eines (Lebens-) Traums und letztendlich steht alles nun wieder auf Anfang. Man ist auch so gewöhnt an seinen Trott und hat es sich darin gemütlich gemacht. Unendlich viel schwerer wiegt der Verlust durch den Tod, er lässt keine Hoffnung und führt uns zudem auch unsere eigene Endlichkeit vor Augen, er macht nicht nur traurig, sondern auch wütend und hilflos. Warum geschieht das gerade mir? Es tut so weh, es zerreißt die Seele und ist so verdammt ungerecht.

Aber auch die ganz normalen Verluste tun weh. Mit einem Umzug verlassen wir ja nicht nur eine Wohnung, die zu groß, zu klein, zu wenig schön oder einfach am falschen Ort liegt. Nein, wir verlassen auch unsere Vergangenheit, viele schöne Augenblicke, sicher auch weniger schöne (aber die sind doch schon vergessen). Die Frage: „Wird es je wieder so (schön) sein? „rattert durch unsere kleinen grauen Zellen. 

Ein neuer Job, vielleicht sogar ein Aufstieg macht sowieso Angst: Sind wir der neuen Herausforderung gewachsen, werden wir angenommen, werden wir Erfolg haben?

Für jede Mutter, sicher auch jeden Vater ist der Auszug des Kindes einer der wohl schwierigsten Momente. Dieses Wesen das uns einst anvertraut wurde, für das die meisten Eltern ihr Leben geben würden, dessen Wohl in den letzten 18, 20, … Jahren, der Lebensmittelpunkt war, geht, verlässt uns. Wenn mal Glück hat in Frieden und Freundschaft, trotzdem heißt es auch dann „Nie wieder“, ein Lebensabschnitt geht zu Ende. Angst, dass das Leben so vielleicht keinen Sinn mehr haben könnte, steigt hoch. Ist in der Partnerschaft überhaupt noch Inhalt, gibt es einen Partner? Werden wir noch geliebt? Wird unser Kind es schaffen, allein, ohne uns, zu bestehen? Bedeutet es, dass das Alter beginnt?

Wie geht man mit all diesen Situationen um, wie lässt man denn nun los? Im Laufe seines Lebens muss da wohl jeder seine eigene Technik entwickeln. Vielleicht auch bereit sein, Trauer zuzulassen, zu durchleiden, großzügig und liebevoll zu sich selbst zu sein. Das was war, wird nicht zu uns zurückkehren,  aber haben wir nicht mit jedem Abschied auch die Chance auf 1000 neue Begegnungen, Erlebnisse? Denn in jedem Abschied liegt doch bekanntermaßen ein Neubeginn.

Also doch: Schicke Licht, schicke Liebe und dann lass los …

Liebste Grüße 

Ela

Tag 295: Zeit, wo bist du geblieben, wo willst du hin

Diesen Beitrag habe ich ursprünglich im Mitmach-Blog veröffentlicht

Manchmal wache ich morgens auf, erschrecke mich und denke „Scheiße Mädchen, du bist 56“ und irgendwie kann ich es selbst nicht glauben, das kann nicht sein, wo sind nur all die vielen Jahre hin?.

Strauss, oh graus und rosa Wolken

Es war gestern doch erst, als ich mit 17, Strauss als Bundeskanzler verhindern und Männer in Anzügen für den Bundestag verbieten lassen wollte. Ich hatte so unendlich viele Träume, ich wollte nie mehr besitzen, als in zwei Koffer passt, ich wollte einen Job, der mich um die Welt führt oder aber nach Hollywood und einen Oscar gewinnen, kurz hatte ich sogar mal daran gedacht Prinz Charles zu ehelichen und irgendwann die Queen zu werden . Nur ein paar Jahre später sah es wieder anders aus, meine große Liebe und ich waren schon eine Weile zusammen, träumten von Hochzeit und Kindern, ich wollte Germanistik und Philosophie studieren, die Welt besser machen. Ganz kurz darauf war er ausgeträumt der Traum, der Mann war weg, ich sehr traurig und mindestens genauso wütend und setzte beruflich auf Nummer Sicher. Ist das alles wirklich schon so lange her, dass es mir scheint, es geht um eine andere, eine Fremde?

Große Abenteuer im Trabbi

Mit dreißig machte ich mich dann endlich wirklich auf zu einem großen Abenteuer, ich ging in den Aufbau Ost. Die vielleicht aufregendste, aber auch arbeitsintensivste  Zeit meines Lebens begann, wir, mein Kollege und ich, der nicht immer Kollege blieb, fuhren im Trabbi oder Wartburg durch alte Alleen, graue Dörfer, aßen Soljanka oder Wurstgulasch, wir entdeckten unterirdische Bunkeranlagen, waren in Honeckers Regierungsmaschine, feierten in einer russischen Kaserne. Ich verliebte mich nicht nur in meinen Kollegen sondern auch in Potsdam (diese Liebe blieb).

Mama und Bayern

Mein Kollege wurde mein Geliebter, mein Mann und machte mir das größte Geschenk meines Lebens, meine Tochter. Die Liebe war groß, hielt dem Alltag aber nicht stand, ich ging zurück nach Braunschweig. Aber schon bald merkte ich, hier war es zu klein für mich geworden und wieder brach ich  auf, diesmal gen Westen und im Gespann mit Mutter und Kind. Meine Karriere fing an Fahrt aufzunehmen, ich interessierte mich für Frauenpolitik, war engagiert und wurde gefördert.  Aber wieder kam es anders, ein Todesfall zwang mich für einige Jahre nach Bayern (da wollte ich eigentlich nie hin). Ein paar Jahre später ging ich schweren Herzens, denn ich hatte mich ins Allgäu verliebt, wieder mit Mutter und Kind im Gepäck, nach Berlin, dort begann für mich so richtig die Zeit als Eislaufmama im (Synchron-) Eiskunstlaufzirkus, Auch das war eine tolle Zeit, ich km in Orte, wo ich ohne den Sport niemals gekommen wäre, begann für für zwei Fach-Zeitschriften zu schreiben, lernte die Stars der Szene kennen.

Wohin führt der Weg?

Ich verstehe es nicht, wie kann es sein, warum ist das alles (bis auf die eine Zeitschrift) Gestern? Ich fühle mich nicht, als würde ich innerhalb der nächsten 10 Jahre in Pension gehen. Ich habe noch immer noch einen Kopf voller Träume und eine faltenfreie Seele, wenn auch einen angeschlagenen Körper.

Manchmal muss ich daran denken, dass mir, wenn ich viel Glück habe, vielleicht noch 25 gute Jahre bleiben. Ich sehe es an meiner Mama, dass das Alter nicht wirklich lustig ist, viele Einschränkungen mit sich bringt und – was ich wirklich furchtbar finde – der Mensch nicht mehr für voll genommen wird, er ist lebendig und scheint doch schon außerhalb zu stehen. Manchmal sprechen Leute (z.B.) Ärzte mit mir, obwohl meine geistig super fitte Mutter neben mir sitzt.

Das macht mir Angst, genau wie die Zeit, die im gleiche Maße schneller wird, wie ich langsamer. Trotzdem bin ich auch gespannt auf alles was da noch kommen mag. Werde ich ein paar meiner Träume noch verwirklichen, eine Zeit am Meer und/oder unter südlicher Sonne leben, wie ich es mir wünsche, reisen malen und schreiben oder kommt es doch wieder ganz anders?

Liebste Grüße

Ela

Tag 276 und 277: Loslassen

Das war ein sehr merkwürdiger Tag, heute Früh schrieb mir meine Freundin S., dass O. geheiratet habe. Diese Nachricht hat mich zu meinem eigenen Erstaunen gar nicht gleichgültig gelassen.

Mit O. war ich vor mehr als 30 Jahren verlobt, er war der einzige Mann den ich je ernsthaft heiraten wollte. Ich habe ihn sehr geliebt …

Wir sind gescheitert an unserer jugendlichen Dummheit und an räumlicher Distanz. Mein Herz hat lange gebraucht zu heilen und war fortan sparsam mit seinen Resourcen.

Aber wir haben beide unser Leben gelebt, er hat studiert, geheiratet, Kinder bekommen, wurde geschieden, eine weitere Beziehung scheiterte.

Ich habe auch studiert, mich verliebt, nicht geheiratet, aber mit einem tollen Kerl meine Tochter bekommen, habe mich getrennt und …

Was soll ich sagen, vor wenigen Jahren trafen wir uns wieder und irgendwas war da noch, so ein zartes Pflänzchen. Nur gedeihen wollte es nicht, zu verschieden waren wir inzwischen und so verloren wir uns wieder aus den Augen.

Heute habe ich wohl um das getrauert, was hätte sein können und nicht um das was war.  Vielleicht war ich auch ein klitzekleines Bisschen neidisch auf O., er strahlt auf den Fotos vor Glück.

Aber nun ist alles wieder gut ubd ich wünsche A. und O. von Herzen alles Gute.

Tag 255 – Alte Freundinen

Vor ein paar Tagen habe ich mich mal wieder mit meiner ältesten Freundin S. unterhalten, irgendwann kamen wir drauf, dass unsere Freundschaft ins 40. Jahr geht. Dabei fand ich S. damals ziemlich nervig, war sie doch die Tante (!!!) meines Freundes O.. Sie ist zwar nur ein Jahr älter, nannte ihn aber ständig „Neffchen“ und fand das selbst sehr lustig. Sie war echt anstrengend und etwas gaga … hatte mir damals einer gesagt, dass die Liebe zu O. geht und die Freundschaft mit S. bleibt, ich hätte ihn für verrückt erklärt. 

Aber genauso sollte es kommen. Auch wir hatten unsere Krisen, große Kräche, Funkstille, aber auch wenn wir verschiedener nicht sein könnten (also nicht, dass ich nicht auch leicht gaga bin), die Freundschaft überdauerte Jahrzehnte, räumliche Entfernung, völlig unterschiedliche Lebensmodelle.

Aber zurück zum Telefongespräch, nachdem wir uns über die vergangenen 40 Jahre ausgetauscht hatten, stellten wir erschrocken fest, dass wir uns langsam mit dem Gedanken anfreunden müssen, nicht mehr jung zu sein (alt zu werden wollte ich aber doch nicht schreiben), nicht mehr die Teens sind, die sich gegenseitig die Wimpern färbten und im Legere abtanzten. Und auch nicht mehr die, die sich fragten, was die Liebe und das Leben bringen würde. 

Lauter Abschnitte, die hinter uns liegen, aber was liegt noch vor uns? Schaffen wir vielleicht nochmal 40 Jahre?  Wenn ja,  was werden wir uns dann erzählen?

Liebste Grüße 

Ela