abc.Etüden der Schreibwoche 21.22.20 – Geschichten aus der alten Villa, Teil V

Meine letzte Teilnahme war ja sowas von chaotisch, nervig und frustrierend und das nicht nur für mich, leider! Aber ich habe auch drei Dinge daraus gelernt:

  1. Ich schreibe keine Beiträge mehr am Smartphone
  2. Ich benutze keine wiederverwendbaren Blöcke mehr
  3. Ich schaue genau hin, ob das etüden-Bild wirklich eines der Offiziellen ist.

Als die Emotionen noch hochkochten wollte ich aufhören, weil ich mich wirklich schlecht fühlte, aber als ich mich beruhigt hatte, wurde mir klar, dazu machen mir die Etüden viel zu viel Spaß. Daher nun auf ein Neues und auch dieses Mal wieder in Form einer Fortsetzung. die übrigen Teile findet ihr hier:

Teil I

Teil II

Teil III

Teil IV

Was zuletzt geschah, Lale war wegen eines Klopfens vor die Tür getreten:

Da lagen eine langstielige rote Rose und ein Blatt Papier, beschwert mit einem Stein. Lale hob das Blatt auf, beim Lesen wurde ihr ganz anders, wie sagt man so schön – da ging jemand über ihr Grab – ihre Hände fingen an zu zittern, Tränen traten in ihre Augen. Denn da stand: …

Lale und die alte Villa, Teil V

Und als vergangen war die Nacht,

Und stand am Wald das Morgenrot,

Sie fanden das Weib in dem Gemach

Am Bettfuß unten liegen tot.

(Aus einem Gedicht von Eduard Mörike)

Das ist nun wirklich nicht mehr lustig, Lale bekam so langsam wirklich Angst. Wer legt einem so eine Drohung vor die Tür und noch dazu zusammen mit einer roten Rose. „Komm Spuki, schnell wieder rein mit uns“. Das Blatt Papier hielt sie noch immer in ihren Händen. Was sollte sie nur tun? Zur Polizei? Nee, die lachen sich kaputt. Ihren Anwalt anrufen? Nein, auch das wäre peinlich. Stattdessen wühlte sie in den Schubladen ihrer Vergangenheit. Wen hatte sie hier gekannt? Wen so schlimm verärgert? Egal wie tief Lale grub, ihr fiel nichts ein. Sie saß inzwischen wieder in der Küche, die im Grunde genommen, der einzige Ort war, wo sie sich hier so einigermaßen wohlfühlte. Wie zum Trost hatte Spuki sich auf ihrem Schoss zusammengerollt und ließ sich den Rücken kraulen. Gut, dass es ihn gab!

Jetzt klingelte in der Halle das Telefon, komisch, sie hatte gar nicht gewusst, dass es noch angeschlossen war. Vorsichtig hob sie den Hörer ab, sie hörte wie jemand am anderen Ende laut seufzte und dann in einer irren, metallisch klingenden Stimmlage leise kicherte. Wütend schrie Lale ins Telefon: „Verdammt noch mal Sie blöder A***h, hören Sie sofort auf mit dem Mist, sonst rufe ich die Polizei! Was soll das, was habe ich Ihnen getan?“ Als Antwort hörte sie wieder das unheimliche Kichern und dann einen Klick als der Anrufer auflegte. Erschrocken lies sie den Hörer fallen und griff zu ihrem Handy, und wählte die gespeicherte Nummer des Notars. Dort sprang nur der Anrufbeantworter an, das hätte sie sich auch denken können. Schließlich war Freitag und 21.00 Uh, einen so späten Anruf sah der Zeitplan eines Notars nicht vor.(298)

Fortsetzung folgt, Teil VI …

Regeln

Es sollen  3 Begriffe in maximal 300 Wörtern zu einer Geschichte oder einem Gedicht verarbeitet werden. Inhaltshinweise und die Überschrift zählen NICHT zum Text.

Die Schreibeinladung kommt wie immer von Christiane, Wortspender ist Gerhard vom Blog  Kopf und Gestalt. Die Begriffe sind: schlimm, fallen und Zeitplan.

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-lichst

𝐸𝓁𝒶

abc.Etüden 19.20.2020 – Geschichten aus der alten Villa Teil IV

#abc.etüden

Soviel Ärger hatte ich noch mit KEINEM Beitrag, egal was immer ich versuchte, löschte, machte und tat, immer wieder erschien Christianes vorletzte Schreibeinladung und der Link zu Myriade. Alles vergeblich, bitte entschuldigt, ich nehme an Ursache für das große Chaos war die neue Funktion „Blöcke zur Wiedervetwendung speichern“. Nie wieder! AUF m End3 musste ich alles neu machen …

Was bisher geschah ….

Teil I

Teil II

Teil III

Lale und die alte Villa, Teil IV

Nein, das konnte doch nicht wahr sein, ehe Lale einen klaren Gedanken fassen konnte, fand sie sich auf den Knien wieder und konnte nicht mehr aufhören zu lachen, ihr Bauch schmerzte schon, immer wieder gackerte sie los, jedes Mal, wenn sie wieder hinüber ins Bett schaute. „Oh Spuki, ich glaubs ja nicht“. Zurück kam ein irritiertes und leicht beleidigte: „Miau“, bevor Spuki ihr das Hinterteil zuwandte und sich wieder den drei reizenden Katzenbabys zuwandte, die anscheinend gemütlich im alten Bett wohnten und nun mauzten- weil sie wieder an ihre Milchquelle wollten. Als Unterlage diente ein großes Strandtuch, auf dem ein Katamaran abgebildet war. „Hatte ich echt Schiss vor drei so zauberhaften kleinen Wesen? Du, liebe Spuki, hättest mir ruhig einen kleinen Tipp geben können“, sagte Lale noch immer lachend. „So geht das doch nicht, wenn wir ab jetzt eine WG sein wollen, kannst du doch deine Kindchen nicht totschweigen“. Sichtlich stolz und fast schon großspurig sprang Spuki vom Bett, ging durch die Tür und drehte sich nochmal zu Lale um und sagte wieder „Miau“. „Ja doch, ich verstehe schon“, meinte Lale schmunzelnd, auf den Schreck brauchst du ein Leckerli“. Heiter und beschwingt lief Lale nun die Treppe hinunter. Noch nicht ganz unten angekommen, hört sie den Türklopfer, der dumpf durchs Haus hallte. Schnell läuft sie zur Tür, wie blöd, dass es hier keinen Türspion gibt, wer sollte sie um die Zeit noch besuchen wollen? Sie kannte doch noch niemanden. Menno war diese Tür schwer, sie musste sich regelrecht dranhängen, aber endlich öffnete sie sich doch, wenn auch unter lautem Knarren. Lale sah buchstäblich schwarz, denn da war niemand, nur die Kühle und Schwärze des späten Abends. Sie schaute zu allen Seiten, da war wirklich kein Mensch, vermutlich wollte sich irgend ein Jugendlicher einen Scherz erlauben. Gerade als sie sich anschickte, die Tür zu schließen, fiel ihr Blick nach unten. Verwundert sagte sie zu Spuki, die wohl nachsehen wollte, wo ihre Milch blieb: „Was ist denn das und wo kommt das her?“ Da lagen eine langstielige rote Rose und ein Blatt Papier, beschwert mit einem Stein. Lale hob das Blatt auf, beim Lesen wurde ihr ganz anders, wie sagt man so schön – da geht jemand über mein Grab – ihre Hände fingen an zu zittern, Tränen traten in ihre Augen. Denn da stand:

Fortsetzung folgt

Regeln

Drei vorgegebene Wörter sollen in eine Geschichte mit maximal 300 Wörtern integriert werden.

Die Begriffe der Woche:

Katameran, großspurig, totschweigen

Wortgeber der Woche:

Olpo Olpenator

Schreibeinladung:

Christiane

❤-lichst

Ela

abcExtraetüde textwoche 14-20 – Geschichten aus der alten Villa –

Im Moment habe ich so richtig Bock zum Schreiben und in die abcEtüden bin ich ja schon lange verliebt und jetzt im Urlaub, den ich Dank Corona Zuhause verbringen muss, habe ich ja genug Zeit. Ich habe beschlossen aus meinen abcEtüden eine Geschichte in Fortsetzungen zu machen.

Lale und die alte Villa, Teil 1

@pixabay

Die Steine waren verwittert, die Holzrahmen der Fenster, einst weiß, jetzt schmutzig grau und die ehemals elegante doppelflüglige Eingangstür aus Zedernholz, war mit tausend Sprüchen und Grafitis besprüht, aber mit der Messinglampe, deren Glas und Glanz schon lange fehlten, wirkte sie trotz allem noch auf eine ganz eigene Weise eindrucksvoll. Alt war sie und groß, die Villa, bereits von weitem strahlte sie Leere und die Abwesenheit jeglichen Lebens aus, wäre da nicht noch der Vorgarten, den sich inzwischen unendlich viele knallgelb blühende Forsythien erobert hätten, die neben dem Wein, der am Haus rankte doch irgendwie vom Leben zeugten. Sie wirkte geheihmnisvoll, es war spürbar, dass schon lange niemand darin gelebt hatte. Was würde sie darin vorfinden, denn laut des Notars gehörte die jetzt ihr. Ihre Patentante, die die letzten Jahre in einem Seniorenheim an der Küste gelebt hatte, hatte sie ihr, neben ihrem Vermögen, mit der Auflage, mindestens ein Jahr darin zu leben und einem dicken Brief, vererbt. Der Sonnenuntergang tauchte das alte Haus in weiches Licht, jetzt wirkte es wie ein Märchenschloß. Endlich gab Lale sich einen Ruck, ging zur Eingangstür und schloss sie mit dem altmodisch großen Schlüssel auf. Jetzt stand sie in der riesigen Eingangshalle, in der die Staubpartikel nach einer eigenen Choreographie zu tanzen schienen. Von den Wänden blickten dunkel gekleidete Herren, deren Blicke alles andere als warm waren auf sie herab, wahrscheinlich die Vorfahren von Tante Tusnelda. Rasch ging sie weiter in den Salon, in dem die Zeit vor 100 Jahren – so schien es – angehalten worden war, mit der roten Plüschgarnitur, den schweren Schränken aus dunklem Holz. Und kalt war es hier drinnen, sie würde hier bestimmt erfrieren. Da, waren das da oben Schritte? Quatsch, ermahnte Lale sich, gleich würden noch weiß gewandete Geister durch die Luft fliegen. Gut, dass sie alleine war, mit ihrem laut pochendem Herzen machte sie sich ja lächerlich. Aber stop, was war das? Tap, tap, tap, langsam näherte sich das Geräusch Tap, tap tap, Lale brauchte ihre ganze Selbstbeherschung um nicht laut schreiend davonzurennen. Tap, tap, tap, ein grauer Kopf kam um die Ecke, es war eine Katze, die nun kläglich miauend um ihre Beine strich. Erleichtert beugte sich Lale zu dem Tier, strich sacht über dessen Rücken und sagte: “ Na du, du bist wohl ein hungriges Gespenst“ und musste über ihre eigene Dummheit lachen. (383 Wörter)

Fortsetzung folgt …

Disclaimer

Sonnenuntergang, warm, fliegen
Forsythien, lächerlich, erfrieren

Diese  5 Begriffe in dieser Woche von Corly und Elke H. Speidel und von müssen in einer Geschichte in der maximal 300 Wörtern verwendet werden dürfen. Inhaltshinweise und die Überschrift zählen NICHT zum Text. Alles weitere findet ihr bei der Lieben Christiane auf „Irgendwas geht immer“. Bei ihr liegt auch das Copyright für die Illustration, die ihr hier als Beitragsbild seht.

❤-lichst

Ela

ABC-Etüden 02.03.20

Lange ist es her, aber in dieser schlaflosen Nacht habe ich Lust auf die ABC Etüden.

Die Worte lauten:

Skiurlaub
mickrig
kommandieren.

Die Worte kommen von der lieben Christiane, ihr Blog heißt: Irgendwas ist immer.

In einem Text, einer Geschichte, die aus von maximal 300 Wörtern (ohne Überschrift und Erklärung) bestehen darf, müssen die jeweiligen Worte benutzt werden.

Quelle: Pixabay bearbeitet von Christiane

Ruth, die langen Ski und die alten Knochen

Was war das bloß wieder für eine abstruse Idee gewesen, in ihrem Alter einen Skiurlaub zu machen? In einer Zeitung hatte sie gelesen, es wäre nie zu spät für einen Langlaufkurs und das Langlaufen wäre so gesund. Je oller, je doller und nun stand, besser, sie versuchte auf diesen – wenn man sie fragte – viel zu langen und zu schmalen Skiern zu laufen, ließ sich von einem nicht mal attraktiven Skilehrer, der noch nie was von Empathie gehört hatte, rum kommandieren. Ihr taten schon jetzt sogar die Muskeln und Gelenke weh, von denen sie nicht mal geahnt hatte, dass sie sie hatte. Genau waren sie und ihre Knochen über 80, da halfen auch die Sauna und das mickrige Kaminfeuer abends in der Hotellobby nicht. Entschlossen besann sich Ruth“wat mut, dat mut“ und nahm den Hügel in Angriff, es wäre doch gelacht, wenn sie nicht herunterkommen würde. Gedacht, getan, es kribbelte im Bauch, was für ein Gefühl, aber was machte der Schneeberg nur drunten, mitten im Weg und warum bitte, haben die Dinger keine Bremse? Hiiiiiiilfe!!! Das Glück war mal wieder mit den Dummen,der Fuß war nur verstaucht. Und hier, warm eingepackt, auf einer Liege auf der Sonnenterrasse, gefiel ihr der Urlaub entschieden besser. (204 Wörter).

💋💋 Ela

Der Mann mit den Zauberhänden (abcEtüde 12-18)

Die ABC etüden 12-18, wurden ins Leben gerufen von der lieben Christiane, heute mit einer Wortspende von Vro.

Die Regeln

Drei vorgegebene Worte in eine Geschichte von maximal 10 Sätzen einbetten.

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Der Mann mit den Zauberhänden

Am liebsten würde sie schnurren vor Wohlgefühl, dieser Mann mit seinen Zauberhänden konnte alles mit ihr machen und nirgends war sie lieber als bei ihm, er war sanft und doch kraftvoll, er tat alles um ihr zu gefallen, schreckte aber auch vor sanfter Gewalt nicht zurück. Egal, ob er liebevoll über ihren Rücken strich, oder fast ekstatisch in ihrem Fleisch wühlte, sie, eine gestandene Frau von 55, wurde zum willenlosen Geschöpf. Wenn sie doch nur besser dieses Wohlgefühl beschreiben könnte, das er in ihr erzeugte, was erstaunlich war in seinen jungen Jahren, er war 25 und damit genauso alt, wie ihre Tochter. Von Frühjahrsmüdigkeit wurde sie in diesem Jahr völlig verschont und das hatte sie sich ihm zu verdanken, immer hatte er leise Musik an, so Sphärengesänge, die sie genau in die richtige Stimmung versetzten und hinterher fühlte sie sich gleich 10 Jahre, ach was, 20 Jahre jünger und platzte schier vor Unternehmungslust.

Ihr größte Sorge jedenfalls war, dass Felix weggehen könnte, wo sollte sie je wieder einen solch guten, ja einmaligen, Physiotherapeuten finden?

Liebste Grüße

Ela

Hurra, Ruth kommt zu Besuch (abcEtüden 48.17) #Ruthreist

Das die Geschichte langwierig werden würde, hatte sie sich schon gedacht, als sie in dem trockenen, mit spitzen Kieseln bestückten, aber wasserlosem Flussbett lag und ihren seltsam verdrehten Fuß betrachtete.

Allerdings hatte sie mit ein paar Wochen und nicht mit Monaten gerechnet, aber der Bruch war kompliziert und die Bänder auch hinüber bzw. gerissen, also hieß es Geduld haben, aber Miras Stärke war das nicht.

Mensch, das war aber auch langweilig, sämtliche Fernsehserien kannte sie, die meisten Bücher, die sie interessierten und auch andere, hatte sie gelesen, ihre Follower waren auch schon genervt von ihren unzähligen Posts und mit den Freundinnen gab es auch nicht mehr viel zu erzählen, sie erlebte ja nichts.

Vor lauter Frust hatte sie sogar angefangen zu klöppeln und fand das selbst zum Schießen, wenn das ihre alte Handarbeitslehrerin sehen könnte, die immer behauptete ihr Talent läge bei circa -1 und sie hatte Puppenjäckchen stricken lassen, während alle anderen eine Jacke für sich machten und es natürlich extrem lustig fanden, es ihr auch deutlich zeigten und sie damit aufzogen.

Aber zum Glück würde morgen Tante Ruth von ihrer Teneriffareise wiederkommen und sie gewiss mit vielen bunten Geschichten unterhalten, Tante Ruth war die erstaunlichste Frau, die sie kannte, jedenfalls seit einiger Zeit, genauer gesagt, seit Ruth aus China zurück war, vorher war sie eigentlich eine ganz normale, nette und warmherzige alte Dame gewesen, aber nun, die Wandlung ist unglaublich, so ziemlich alle ihre Klamotten hatte sie rausgeschmissen, hatte sich Jeans, glitzernde Gesundheitsschuhe, Hoodies, coole Oberteile in bunten Farben gekauft, war beim Friseur gewesen und trug jetzt selbstbewusst einen chicen Pixie, der ihr wahnsinnig gut stand.

Allein der Gedanke an Ruth heiterte sie auf, denn die war mit 85 nicht zu alt gewesen neu anzufangen, dagegen war sie doch echt ein junger Hüpfer mit ihren 56, da kam es doch gar nicht auf die paar Monate an und dann würde sie auch ganz viel ändern und nur noch auf sich hören, allein schon, weil sie dann nie wieder in so einem blöden Flußbett landen würde, denn nur wegen Thorstens Idee vom Urlaub in der reinen Natur, lag sie jetzt hier, dabei war der Urlaub genauso langweilig wie er gewesen.

Endlich war Ruth da, braungebrannt, weil sie braune Falten besser fand, als weiße, mit einem bunten Batikkleid das Urlaub und Süden schrie, sie hatte eine ganze Tasche Geschenke von Teneriffa dabei, sogar eine Flasche Sangria, original, im Schraubglas transportiert, leckeres Mandelgebäck, eine Papageienblume, eine tolle Spitzenbluse für sie und Aloevera-Gel für den Fuß, das beste aber waren die vielen lustigen Erlebnisse, von denen Ruth so bildhaft berichtete und besonders die Story ihrer erfolgreichen Verbrecherjagd, gleich ging es ihr, Mira, viel besser.

Noch viel besser ging es ihr jedoch, als Tante Ruth fragte, ob sie im nächsten Urlaub nicht mir ihr nach Kanada wolle, sie habe schon immer die Niagarafälle sehen wollen und außerdem, sei doch ihre Freundin Esther damals als Kind mit ihren Eltern nach Toronto ausgewandert, wer weiß, vielleicht lebt Esther ja auch noch und sie, Mira könne doch viel besser Englisch als Ruth.

Ohne zu zögern sagte sie zu und freute sich jetzt schon ein Loch in den Bauch, machte Pläne und recherchierte, vor allem nachdem sie sich besorgt erkundigt hatte, ob sich Ruth denn so eine teure Reise leisten könne, aber Ruth meinte, zu etwas hätte ihre Ehe mit dem lange verstorbenen und geizigen Alfred doch auch gut sein müssen, außerdem habe sie von der spanischen Polizei auch noch eine gute Belohnung bekommen.

***

Die abcEtüden

Schreibeinladung zu den abc-Etüden, von Christianes

Wortspende von Myriade

Illustration von Herrn lz.

Regeln: Drei vorgegebene Worte, maximal. 10 Sätze.

WM ist WM (abc Etüden)

Eigentlich war es ganz banal, ihr Chef war der Ansicht, wer für ihn schreiben will, muss über alles schreiben können und so hatte sich Marie letztendlich darauf eingelassen.

Genau deshalb saß sie jetzt hier in Hintertupfing und sollte übers Jodeln, genauer gesagt, die Jodel- und Schuhplattel-Weltmeisterschaft schreiben, davor grauste es ihr, denn es war nun mal so, alpenländische Volksmusik, verursachte ihr einen Brechreiz.

Was sie darüber schreiben sollte, keine Ahnung, außer etwas über eine junge Reporterin auf der Flucht, kurz kam ihr sogar die Idee sich vom Berg zu stürzen, aber nein, Marie war Profi und keiner konnte was für die vielen Bergurlaube und Wandertouren ihrer Kindheit, zu denen die Eltern sie quasi gezwungen hatten und natürlich hatte zu jedem der Urlaube ein Heimatabend gehört, für den sie, die Berliner Pflanze, ein Dirndl tragen musste.

Fast noch schlimmet fand sie damals, ihren Vater, der meinte er müsse in Lederhosen schuhplattln, oh Mann, was hatte sie sich geschämt, es war so oberpeinlich gewesen, wenn er dabei so seine Pirouette, hier: Rundtanz genannt, gedreht hatte.

Aber halt das war es, Marie hatte doch neulich in ihrem privaten Blog über die WM im Eiskunstlaufen geschrieben und WM ist WM, sie würde nur ein paar Namen und Begriffe austauschen müssen, alles ganz easy.

Dank zweier Maß und diverser kleiner leckerer ßelbstgebrannter, vielleicht auch dank Felix mit den ausgesprochen knackigen Beinen, wurde der Abend doch noch erträglich und Felix war so nett gewesen, ihr zu erklären worauf es ankam beim Plattln, da hatte sie selbst das Gejodle erstaunlich unbeschadet überstanden.

Leider war der Kater am nächsten Morgen auch nicht von schlechten Eltern gewesen, trotzdem musste sie schon mittags abgeben, Mist, also griff Marie den Plan vom gestern Abend wieder auf und schrieb den Blogpost um.

Leider war ihr Hirn wohl doch noch leicht benebelt gewesen, so dass ihr vor allem eine formidable Stilblüte gelang, mit der sie nun die gesamte Redaktion aufzog:

Besonders Sepp Hässlichmetzler zeige neben den klassischen Elementen, wie dem Plattln und Strampeln auch einen hervorragenden Dreifach-Axel.

Die abc Etüden

Eine neue Etüden-Woche mit wieder tollen Grafiken von Ludwig Zeidler, einer Einladung von Christiane und drei neuen Wörtern von Petra Schuseil vom wesentlichwerdenblog.wordpress.com, die da lauten: Stilblüte, banal, jodeln

Ruths Reise (abc Etüden 45.17)

Ruth grummelte vor sich hin, wie in den letzten Jahren immer häufiger: „Das ist nichts mehr für meine 85-jährigen Knochen, ich sollte zuhause in meinem Sessel sitzen“ und betrachtete gleichzeitig völlig fasziniert die fremde Lanschaft, die an ihr vorbeizufliegen schien und fand sich immer noch besser als Elisabeth, ihre Freundin, die neben ihr saß, ein junger Hüpfer von 75 war und ständig rumjammerte, dabei genoss sie – genau wie Ruth – eigentlich jede Sekunde dieser aufregenden und so unverhofften Reise.

Wer hätte aber aber auch gedacht, dass nach 70 Jahren ohne je etwas gewonnen zu haben, nun auf ihre alten Tage gleich eine Chinareise ihr Preis wäre und dass sie diese antreten würde hatte eh niemand geglaubt.

Aber warum eigentlich, nur weil sie alt war, was glaubten die eigentlich alle, sie hatte den zweiten Weltkrieg, die Nachkriegszeit, die Währungsreform, zwei Ehemänner und all die anderen Stürme des Lebens überstanden, da würde sich Ruth doch nicht vor einer kleinen Reise bangemachen lassen.

Außerdem hatte sie in erster Linie gewonnen, weil sie schon so alt war, denn außer ihr hatte bei der Eröffnung des schicken neuen Reisenüros nun mal keiner das Ahornblatt erkannt, manchmal musste man der Jugend eben doch zeigen, wo der Hammer ist.

Nun näherte sich der Bus mit ihrer Reisegruppe langsam dem heutigen Tagesziel, der Chinesischen Mauer, nachher würden sie da oben auf der Mauer lang spazieren, sie würden Fotos machen und hinterher im Shop Karten kaufen, Ruth sonnte sich im Gedanken an ihren sauertöpfischen und leicht bornierten Neffen, der mit aller Kraft versucht hatte ihr die Reise abzuschwatzen, angeblich, weil sie in ihrem Alter zu gefährlich sei, in Wirklichkeit natürlich, weil er meinte, sie würde ihm, dem jungen Mann, zustehen, neidisch war er und beim Gedanken an sein Gesicht, als sie gesagt hatte: „Sterben kann ich überall“, musste Ruth wirklich lachen.

Pustekuchen, dass ist ihre Reise und trotz ihres gelegentlichen Meckerns würde sie jede Sekunde genießen, was war China aber auch interessant, den Blick konnte man endlos schweifen lassen über die satt grünen Teeplantagen, dann die Märkte mit all den exotischen Düften und das wuselig bunte Treibe, die überaus freundlichen Menschen, die zu ihr alter Frau nochmal netter waren, Li ihre Reiseleiterin hatte gesagt, in China habe man große Hochachtung vor dem Alter, ja Ruth war glücklich hier zu sein.

Nur eine Sache gab es, die ihr nicht gefiel und das waren die vielen Insekten allerorts, ständig hatte Ruth das Gefühl, dass sie an ihr krabbeln, bäh, aber egal, nun wachte auch Elisabeth auf und sie richteten ihre Siebensachen und nahmen ein winzigen Schlückchen von diesem köstlichen Likör aus weißem Tee, die alten Knochen wollten ja schließlich geölt werden.

Die abc-Etüden

Die Regeln

Drei vorgegebene Wörter in maximal 10 Sätzen zu einer Geschichte verarbeiten.

Die Wörter

Ahornblatt
Chinareise
krabbeln

Liebste Grüße

Ela

Anton reist (abc Etüden 44.17)

Eine Kater Anton Geschichte:

Anton reist

Manchmal fand Anton seine Menschen wirklich schlimm, zuerst musste er in diese wackelnde, ungemütliche Kiste, dann schaukelten sie ihn eine Ewigkeit mit diesem stinkenden Ding, das sie Auto nennen, durch die Weltgeschichte und das ohne jegliches Unterhaltungsprogramm, nur ab und zu sagte die Menschin mal: „Na, wie geht es meinem kleinen Anton, bald sind wir da“, Hunger hat er auch, aber die Menschen hatten sich unterhalten, dass es, würde er unterwegs fressen, ein Mahleur geben könnte, was glauben die eigentlich, als ob das für ihn, den stolzen Kater in Frage käme, keinen Stil und kein Feingefühl haben sie.

Sie fuhren und fuhren, bis die Menschin zu meinem Kumpel, den sie ihren Mann nennt, aufgeregt sagte: „Ich sehe sie schon, da ist die Wanderdüne und ich glaube, da vorne geht es zum Haus“.

Erst sperrten sie ihn stundenlang in einer kleinen Kiste ein, er wurde durchgerüttelt und -geschüttelt, aber kaum angekommen tat die Menschin wieder zuckersüß, aber darauf fiel Anton nicht rein, erstmal musste er schauen, wo sie ihn hin verschleppt hatten, na wenigstens war da seine Toilette und der Freßnapf von zuhause und was da drin lag sah auch nicht so schlecht aus und er wollte sich gleich drüber hermachen, bevor er diesen merkwürdigen Ort erkunden würde.

Aber was war das, Antons Rückenhaare sträubten sich, als er den Hyperknall hörte, „Nichts wie weg“, dachte er und sprang aus dem nächsten Fenster, er raste auf den komischen Berg zu, der sich unter seinen Pfoten bewegte und wegrutschte.

Zum Glück fand er bald so eine nette Kuhle, in der er sich in Sicherheit bringen konnte. Schön warm war es, langsam schlug sein Katzenherz wieder normal und er wagte es den Kopf zu heben und sich zu putzen, so konnte doch ein anständiger Kater nicht rumlaufen, dabei sah er den riesigen Trinknapf, vor dem lauter Menschen ohne was an lagen, benehmen können die sich nicht, finden sich aber so toll, dachte er.

Im Hintergrund hörte er die Stimme der Menschin, die ihn laut rief und lockte: „Mauz, mauz, wo ist mein Katerchen, keine Angst mein Süßer, es war doch nur ein Auspuff“, die hielt ihn wohl für blöd, jetzt sollte sie erstmal zappeln und darüber nachdenken, was sie ihm angetan hatte, er würde sich hier erstmal näher umsehen.

Aber was war das da vorne, diese entzückende Rote, mit dem bezaubernden kleinen weißen Fleck auf der Stirn?

Mit der Pfote strich Anton über seine Barthaare und traute sich aus seinem Versteck, er stolzierte der Kleinen entgegen „Hatte er sie nicht eben schon schnurren hören?“

Genüßlich dachte er an die bevorstehenden Freuden und fand, dass er sich an diesem komischen Ort vielleicht doch noch pudelwohl (hahaha) fühlen könnte.

Die abc Etüden

Einladung zu den abc Etüden von der lieben von Christiane mit einer Wortspende von Rina P..

Wörter:

Hyperknall
Wanderdüne
pudelwohl

Regeln:

Drei vorgegebene Wörter in maximal 10 Sätzen zu einer Geschichte verarbeiten.

Liebste Grüße

Ela

Was hätte sein können (abc Etüden 43.17)

Die Kinder, die vor mir hergehen, ach was hüpfen, mit ihren Lampions „Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne“ singen sie voller Inbrunst, die Augen leuchten und die Wangen sind rot in der kalten Novemberluft, die sie aber gar nicht zu spüren scheinen.

Was wäre wenn, fragte ich mich, wenn ich das Kind damals bekommen hätte, würde ich dann jetzt genauso stolz wie die Frau da vorne neben meinem Enkelchen herlaufen und die gemeinsamen Stunden, selbst ein wenig wieder zum Kind werdend, genießen?

„Dumme Gedanken, weg mit euch“, ich werde jetzt in meine Wohnung zurückkehren mit den edlen Dielen, den Designermöbeln, dem ultramodernen Fernseher, der Fußbodenheizung und dem Elektrokamin, der mir Wärme vortäuscht und Geborgenheit, einmal mehr warte ich, dass das Telefon klingelt oder ich eine WhatsApp-Nachricht erhalte.

Als ich dann endlich auf meiner ach so exquisit designten, aber leider nicht besonders bequemen Ledercouch liege, mein Rotweinglas mich anlächelt und ich schon weiß, es wird nicht alleine bleiben, erlaube ich mir ausnahmsweise einen kurzen Blick zurück.

Zurück in die wilden 70iger, wo alles möglich schien und ich mich von nichts aufhalten lassen wollte, aber es kam, wie es kommen musste, ich verliebte mich in Thomas und wurde schwanger.

Er wollte nicht nur das Kind, sondern auch mich, sogar heiraten wollte er, aber ich wollte nicht spießig wirken und gerade da fiel mir dieser eine Stern in die Hände, der mit „Mein Bauch gehört mir“ und überall stand, dass eine Abtreibung nichts schlimmes ist, nur ein kleiner Haufen Zellen und dass nur die Selbstbestimmung der Frau zählt.

Aber ich werde nie den Tag, der so herbstfarbenbunt war, vergessen, als ich mein Kind töten ließ, denn so fühlte es sich an und schon so oft habe ich mir gewünscht, in diesem Moment mutiger gewesen zu sein und nein gesagt zu haben.

Thomas trennte sich danach und ich verschloss mein Herz, solchen Schmerz wollte ich nie mehr erfahren. Aber dich, mein Sternenkind, konnte und wollte ich nie loslassen, du wirst mich immer begleiten, jeden Tag an meiner Seite und in meinem Herzen sein.

Zu dieser Geschichte

Gestern las ich bei Facebook etwas über Sternenkinder und wie schwer es für sehr viele Frauen ist einen Abgang und noch mehr einen Abbruch zu verarbeiten. Als Kind habe ich es erlebt, wie dieses schwere Thema bagatellisiert wurde und gehört wie eine Bekannte zu meiner Mutter sagte: „Wir haben gerade wieder eins in die Abfalltonne gebracht „. Meine Mutter hat mir die Bedeutung erklärt und ich habe sehr geweint. Zufällig fiel mir dann auch noch ein Artikel über den genannten Stern in die Hände und so muss Anton noch etwas auf mich warten …

Die abc Etüden

Einladung zu den abc Etüden von der lieben von Christiane mit einer Wortspende von Sandra Matteotti .

Wörter:

Laterne
herbstfarbenbunt
loslassen

Liebste Grüße

Ela