Wahlkampf und alle haben sich lieb

Ursprünglich erschienen auf dem Mitmach-Blog zum Thema der 35. KW 2017: Halbherzig

Wenn ich derzeit das Wort halbherzig höre, fällt mir spontan der unser Wahlkampf oder sollte ich sagen: unser Wahlkuscheln statt. Kein Wunder, dass, befürchtet wird, mehr als die Hälfte der Wahlberechtigten gehen nicht zur Wahl.

Um ehrlich zu sein, gehe auch ich in erster Linie um die AfD zu verhindern , d.h. dazu beizutragen. Ansonsten ist doch eh alles ein Brei.

Meine Mutter hingegen ist ein wahrer Politik-Freak und schaut – das war schon immer so – jede verfügbare Sendung dazu. Daher habe ich auch viel mitbekommen und imner mehr ensteht das Gefühl, die etablierten Parteien haben sich alle verdammt lieb und stehen für einander ein. Gemeinsames Ziel, der FDP wieder ins Boot zu helfen und ebenfalls die AfD zu verhindern, wobei selbst das nicht besonders deutlich wird.

Warum erzählt denn beispielsweise keine der Parteien laut, dass die, alles was sozial ist, in unserem Land immer weiter runterschrauben wollen? Herr Gauland will Menschen entsorgen, was verdammt nach den Euthanasie-Gesetzen im Nazi-Regime klingt.

Ich denke momentan oft zurück an einen Willi Brand, an einen Norbert Blüm Heide Wiezorek-Zeul, an Genschman, sogar an Helmut Kohl, dessen Fan ich nie war. Da waren noch Leidenschaft  und Abgrenzungen zu erkennen. Die SPD war die Partei der kleinen Leute, der Arbeiter, trat für deren Rechte und deren Wohlergehen ein. Die CDU war bürgerlich, im Grunde der  Mittelschicht verbunden. Unternehmer und Reiche fühlten sich gut von der FDP vertreten. Die Rebellen der Gesellschft waren bei den Grünen zuhause. Klare Fronten also, dementsprechend waren die Wettkämpfe. Ich habe mich wirklich auf meine erste Wahl gefreut und war stolz, nun mitgestalten zu dürfen. Heute hingegen sagen gerade die jungen Leute: Ist doch eh egal, die machen doch alle den gleichen Scheiß und was sie wollen und verweigern sich. Vermutlich fühlensie sich auch – zu Recht – nicht gut vertreten, manchmal habe ich das Gefühl, der Politik fehlt nicht nur jeder Bezug  zur Jugend sondern überhaupt der zum Alltag der Bürger.

Die Digitalisierung scheint an ihnen vorbei gegangen zu sein, man spricht (die SPD) vorsichtig über eine Annäherung der deutschen Bildungspolitik, dabei müsste sie schon lange europäisch sein. Die Jugend jedenfalls hat sich schon lange globalisiert, schaut englische und amerikanische Serien im O-Ton, verbringt eine Zeit im Ausland und hat – dank der sozialen Medien – Freunde überall auf der Welt.

Familienmodelle haben sich verändert, angefangen mit der Reihenfolge, die heute eher lautet: Kennenlernen, Sex, Beziehung, Kinder, Haus ubd dann irgendwann vielleicht Heirat. Dann die Tendenz auf der einen Seite zur Patchworkfamilie auf der anderen Seite, sein Kind allein groß zu ziehen.

Auch die Alten, die schon heute die Mehrheit der Wahlberechtigten darstellen, werden man gerade halbherzig wahrgenommen. Ich schäne mich regelrecht, wenn ich höre, da hat sich ein Mensch 45 Jahre die Beine un den Bauch gestanden, auf fremden Klöpfen gewühlt, gepflegt  oder … und steht nun mit 600 bis 900 Euro Rente da, muss zur Tafel und zum Amt. Eine Schande für dieses reiche Land, in denen die Unternehmensgewinne ins unermessliche gehen. Manchmal möchte ich schreien: Wehrt euch, steht auf, wählt ….Ja wen denn? Dazu muss wohl erst eine neue Trude Unruh her, die vehement für die Alten eintritt.

Wie gut, dass es in Berlin auch noch um die Offenhaltung von Tegel geht, wobei die Politik ja schon gesagt  hat, ihr sei es wurscht, wie wir abstimnen. Aber liebe  Leute, wir sind das Volk und euer Souverän!

Liebste Grüße
Ela