Wie passt denn das zusammen fragt ihr euch? Ihr habt recht eigentlich passt es gar nicht, aber ist auf der anderen Seite nicht das ganze Leben ein Widerspruch?
Ich lege gerne mal solch einen Gammeltag ein, das ist ein Tag, wo frau, wenn sie Lust hat, den ganzen Tag im Schlafanzug durch die Wohnung schlurrt, nachdem sie solange schlafen darf, wie sie will. Was bei mir in der Regel so zwischen 6 und 7 bedeutet, weil mein Langschläfergen komischerweise nur vom Wecker angestachelt, richtig zum Leben erwacht. Natürlich gehört ein gemütliches Frühstück mit den Liebsten oder aber mit interssanter Lektüre unbedingt dazu. Dann darf sie lauter Quatsch im TV schauen, ein Sonntags-Favorit ist ja „Goodbye Deurschland“, Lesen, Surfen oder einfach die Wölkchen im Himmel zählen. Ein kleines Schönheitsprogramm ist auch ganz nett, wie auch im Liegestuhl ein nettes Getränk zu schlürfen.
Okay, die Fragezeichen in euren Augen werden immer größer … Auf die verlorenen Kinder kam ich, als ich gelesen habe, dass eine Schule in einem kleinen Ort in Niedersachsen zur besten in Deutschland gekürt wurde. Was diese Schule anders macht? Sie geht auf die Bedürfnisse der Kinder ein. Als Kontrast fiel mir die Schulklasse ein, die wir für wenige Stationen (zum Glück!) auf dem Weg nach Binz „genießen“ durften. Die Schüler beschmissen sich mit reifen Bananen, stiegen über die Sitze, ein Mädchen rutschte auf dem Schoß eines Mitschülern hin und her und Gleichheit aus zwei Quellen wurden wir von unterschiedlicher, sehr lauter Musik beschallt, von all den neuen Kraftausdrücken, die ich lernte, mal ganz abgesehen. Die Lehrer sagten nichts und griffen schon mal gar nicht ein. Wäre da nicht doch vielleicht ein kleiner Hinweis auf die Bedürfnisse der Mitreisenden angemessen gewesen.
Die nächste Überschrift, die ich las: „Goethe statt Google“, die Zeitung beklagte, dass immer noch die klassischen Lerninhalte vermittelt werden, statt die Schüler aufs digitale Zeitalter vorzubereiten. Ich finde das nicht, weil ich als gelernt habe, in erster Linie soll man in der Schule lernen zu lernen, weil dieser Prozess ja nie aufhört und ein paar Grundlagen sind sogar notwendig um Google zu füttern. Auch in unserer Zeit ist es wichtig, zu wissen, warum wir sind, was wir sind und das wusste Goethe ganz gut, als Beispiel dafür seien „Die Leiden des jungen Werther “ genannt. Und mir kann doch keiner erzählen, dass sich nicht sowieso schon 90% der Sechsjährigen besser mit Computern auskennen, als ihre Lehrer
Viel mehr Sorge bereiten mir die „verlorenen Kinder“, Kinder aus kaputten Familien, in denen Alkohohl und Drogen eine Rolle spielen, aus Problembezirken, oft aus einem sozialschwachen Umfeld. Oft haben bereits die Eltern keine oder keine vernünftige (Schul-)Ausbildung und leben von Harz IV. Viele dieser Kinder werden morgens nicht geweckt, bekommen weder ein ordentliches Frühstück noch ein Schulbrot. Nach der Schule streunen die Kids durch die Straßen, Schulaufgaben sind Glücksache. Auf den Gymnasien findet man diese Mädchen und Jungen kaum und an den Universitäten noch weniger. Meine Tochter kennt in ihrem gesamten Studiengang ein einziges Arbeiterkind!
Wäre das zu meiner Zeit ähnlich gewesen, würde ich sicher heute nicht hier sitzen und schreiben. Ich bin in den 60igern als uneheliches Kind einer tollen, liebevollen und sehr fleißigen Mutter aufgewachsen, die erst als Kellnerin und später bei VW arbeitete. Zum Glück gab es auch noch
meine Großeltern, die auch nicht viel hatten, mich aber ebenfalls sehr liebten. In den 70igern war Chancengleichheit ein großes Thema und so schaffte ich mit der Unterstützung meiner Familie und gegen einige Widerstände – wenn auch erst in der 11. Klasse – den Weg aufs Gymnasium und später zum Studium.
Ich bekam meine Chance und ich finde, die hat jedes Kind verdient!
Nach der ausführlichen Lektüre habe ich für meine Mutter und mich eine absolut leckere Hirtensuppe gekocht und mit ihr gegessen und nun ist ein bisserl Trash-TV, aber auch Genuss der Sonnenstrahlen, angesagt.
Foto des Tages:
Ich mit 5

Gedanke des Tages: sieheText
Mein Moment: war eigentlich der Gedanke
Zitat des Tages:
Johann Wolfgang von Goethe:
„Zwei Dinge sollten Kinder
von ihren Eltern bekommen:
Wurzeln und Flügel“
Johann Wolfgang v. Goethe
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