Wenn die Herbstblätter rascheln

Ursprünglich habe ich diesen Beitrag im Mitmach-Blog zum  Thema Herbstblätter in der KW 39/17 beröffentlicht.

Ich liebe den Herbst, endlich muss ich keine Hitzeperioden mehr fürchten und ich kann wieder gut schlafen. Das Licht und die Farben sind warm und erzählen irgendwie schon leise von Abschied.  Dss Rascheln der gefallenen Blätter und der kühle Wind, der einen Hauch des Meeres mit sich trägr und mich einlädt zu langen Spaziergängen, geben mir ein Gefühl von  Heimat. Ich freue mich aber auch ganz prosaisch, weil ich wieder andere Klamotten tragen kann und sie mit dem einen oder anderen Herbsttauglichen Teil ergänzen kann. 

In dieser Zeit wohnt so eine kleine unterschwellige Wehmut, die um die eigene Endlichkeit und die von jedem von uns weiß und so auch die Kostbarkeit des Moments kennt. Gerade der September in dem noch die Fröhlichkeit des Sommers, aber auch schon die Melancholie des Herbstes wohnt, weckt viele Erinnerungen, was auch damit zusammenhängen mag, dass Menschen, die mir wichtig waren und schon gegangen sind, in diesen Tagen Geburtstag hätten. So tragen die bunten Herbstblätter ihre Gesichter, schicken mir Grüße und die Freude, dass es sie, diese besonderem Menschen, in meinem Leben gegeben hat.

Viel besser als  ich kann es Theodor Fontane ausdrücken:

Herbst 
(Theodor Fontane)
 

O du wunderschöner Herbst,
Wie du die Blätter golden färbst,
Deiner reinen Luft so klar und still,
Noch einmal ich mich freuen will.

Ich geh den Wald, den Weiher entlang;
Es schweigt das Leben, es schweigt Gesang,
Ich hemme den Schritt, ich hemme den Lauf 
Erinnerungen ziehen herauf.

Erinnerungen sehen mich an,
Haben es wohl auch sonst getan.
Nur eins hält nicht mehr damit Schritt.
Lachende Zukunft geht nicht mehr mit.

Vergangenheit hält mich in ihrem Bann,
Vergangenheit hat mir’s angetan;
Den Blick in den Herbst, den hab ich frei,
Den Blick in den Herbst. Aber der Mai?

Liebste Grüße

Ela

Tag 232 – Die Perlenkette meines Lebens

Ursprünglich  habe ich diesen Beitrag im Mitmach-Blog zum Thema der Woche „Perle“ veröffentlicht.

Mir kommen  zwei, nein, eigentlich drei Dinge in den Kopf, wenn ich an Perlen denke. Da ist einmal die Perlenkette meiner Mutter, die neu aufgezogen werden muss, dann die Perle im Haushalt, die mir (leider) noch nicht vergönnt war und dann und darum soll es gehen, meine Erinnerungen, die sich in Gedanken aufreihen, wie die Perlen einer Kette. Ein paar sind darunter, die nicht so schön, aber dennoch wichtig und unverzichtbar sind.

Meine erste Perle, bezw. Erinnerung, ist auch gleich so eine, aber für meinen damals noch nicht dreijährigen Kopf war sie nicht tragisch sondern nur verwirrend verwirrend. Wir, meine ganze Familie (Mama, Oma, Opa, Onkel, Tante und ich) saßen vor dem Radio, d. h. ich saß in meiner Spielecke, was wir hörten, weiß ich nicht mehr, aber die Sendung wurde von der Meldung „Der amerikanische Präsident John F. Kennedy ist tot“ unterbrochen. Mir sagte das natürlich gar nichts, woher sollte ich auch wisser, wer Kennedy und was ein amerikanischer Präsident ist. Aber plötzlich stand meine eben noch fröhliche Familie unter Schock, sogar mein Opa und mein Onkel weinten (das taten Männer zu der Zeit noch nicht). Ich versuchte meine Mama zu fragen, aber sie schluchzte nur immer wieder Kennedy ist tot. 

Nicht viel älter war ich bei meiner  nächsten Perle, einer sehr schönen, ich besuchte mit meiner Oma meine Mama im Schwarzwald (sie arbeitete damals in Saison) und stand mit ihr auf einer kelienen Holzbrücke und wir beide fütterten bunte, schillernde Fische, dass war für mich mit drei oder vier sehr besonders. Diese Erinnerung ist um so kostbarer, da bis auf die eine, die Erinnerungen an meine Oma nach ihrem grausamen Krebstod, als ich knapp acht war, anscheinend einfach von meiner Festplatte gelöscht wurden.

Noch eine Kindheitsperle gehört meinem Großvater, den ich heiß und innig geliebt habe, ich war 13 und wünschte mir mein neues Zimmer im Hippie-Stil. Leider hielt meine Mum gar nichts davon, war (und ist sie) doch die Queen des Einrichtens. Doch mein Opa schenkte mir zum 13ten Geburtstag ein neues Zimmer, heimlich gingen wir zwei los und kauften für mich grasgrüne Möbel und knallrote Tapeten, wir tapezierten noch am gleichen Nachmittag. Wenn ich an das Gesicht meiner Mutter denke, muss ich heute noch lachen, aber ich hatte mein Traumzimmer und den besten Opa auf der ganzen Welt.

Darum gehört eine der schwarzen Perlen auch seinem Tod als ich 16 war, ich lag damals im Krankenhaus, hatte gerade ein paar Tage zuvor meine große OP gehabt, als meine Mutter mir diese furchtbare Nachricht überbringen musste. Es war schrecklich, war er doch mehr mein großVater, als mein wirklicher Vater je war. Noch heute träume ich manchmal, alles wäre ein Traum gewesen und Opa lebe noch.

Eine eher lustig bunte Perle gehört meinem ersten Kuss. Ich gab eine Faschingsparty und hatte ein paar gute Freunde eingeladen (Mama hatte Spätdienst). Meine ganze Erinnerung ist bunt, vermutlich wegen der Kostüme und weil es sehr lustig war. Ich war damals 17 und hatte eine Sangria (mit wenig Alkohol) für uns gemacht. Na ja, es war auch keiner betrunken, aber wir waren jung und ausgelassen. Und irgendwann kam es dann zu diesem Ereignis, mein eigentlich bester Freund küsste mich. Um ehrlich zu sein, es sang nicht ein einziger Engel im Himmel, eher fand ich das ganze etwas feucht und glitschig, kein einziger Schmetterling war in Sicht. Ich glaube R. ging es ähnlich, aus diesem Grund wurde auch keine Beziehung daraus und wir beid vergaßen den Kuss lieber schnell. Das war auch gut so, denn gar nicht so viel später, entdeckte R., dass ihn eher Jungen interessieren, aber uns verband über viele Jahre eine sehr tolle Freundschaft.

Die Perle mit den Fanfaren kam später, mit 18 (ich war ein Spätzünder) hatte ich meinen ersten richtigen Freund., er war toll, groß, stark, sah toll aus und war sehr lieb.  Vor lauter Glück schwebte ich über dem Boden und da sangen wirklich alle Engel Halleluljah. So ein Gefühl habe ich tatsächlich nur einmal erlebt, diese Unbeschwertheit der ersten Liebe und die (vermeintliche) Gewissheit, sie hält ewig. Leiderkam es anders, aber unsere gemeinsamen Jahre waren wunderbar.Der Schmerz nach der Trennung ist allerdings wieder eine sehr düstere Perle, ich habe gelitten wie ein Hund, so schlimm war es glücklicherweise auch nie wieder.

Eine weiter schöne, dicke weiße Perle, war der Moment, als ich im Frühjahr 1091 das erste Mal mit meiner Mutter in Sanssouci war, wir am Grab Friedrich des Großen standen, uns über die Kartoffeln darauf amüsierten und eine russische Militäreinheit wenig später dort Abschiedsfotos machte. Ich war damals im Aufbau Ost beschäftigt und konnte manchmal selbst nicht fassen, dass ich gerade Geschichte zum Anfassen erlebte.

Die größte und wunderschönste Perle  aber gehört einem  ganz besonderen Moment dem frühen Morgen nach der Geburt meiner Tochter, als da dieses kleine nicht sehr hübsche Geschöpfchen mit den drei roten Haaren in meinen Armen lag und ich schier platzte vor Glück.

Eine kleine hellblaue Perle gehöt der Einnerung an Mausis erste Ballettaufführung, sie war gerade drei und es war eine Ehre, dass sie mitmachen durfte. Das Ereignis fand in einem großen Kinosaal statt, der voll besetzt war. Unter anderem mussten die Kleinen Blumen darstellen, J war ein Butterblümchen. Am Ende des Tanzes mussten die Mini-Ballerinen in einer langen Reihe in so einem Kreuzschritt Hand-in-Hand von der Bühne. Meine Kleine – ich sah ihren suchenden Blick – hielt nach uns Ausschau. Dabei verlor sie den Kontakt zu den anderen, der große Butterblumenhut kam ins rutschen und schon saß mein Kind auf dem Popo. Immer noch mit suchendem Blick, dann ging ein Strahlen über Gesichtchen, sie hatte mich entdeckt, stand wieder auf winkte mit beiden Händen und rief laut und für alle vernehmlich: Hallo Mama, war ich gut? Das ganze Kino brüllte vor Lachen und Kind freute sich. Mama hingegen saß mit rotem Kopf im Publikum.

An meiner Kette sind noch viele Reiseperlen … aber dazu wird es noch einen zweiten Artikel geben-

Schließen möchte ich für heute mit einem wunderbaren Zitat von Jean Paul:

Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden kann.

Tag 131 – Teddybär

Auch der Sonntag gehörte dem (aus)sortieren, dran war heute Töchterchens Zimmer. Als solches war es eine wahre Schatzgrube, hat sie in ihm doch die Kinderschuhe abgestreift und ist zur erwachsenen, jungen Frau, die sie heute ist, herangereift.

Unter all den Schätzchen auch ihr alter, riesiger Teddy, der zur Disposition stand.

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